Ich Punkt, du Strich

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Kommunikatives Unvermögen ist das Leitmotiv für Miranda Julys Spielfilmdebüt "Me and You and Everyone We Know" - und ein Bilderrahmen für wunderbar-skurrile Ideen.

This is me and this is you and this is everyone we know", erklärt Peter seinem kleinen Bruder das Schema des Bildes, das er auf dem Computer gefertigt hat. Die Punkte sind als stehende Menschen zu verstehen, von oben gesehen; die Strichpunkte als stehende Menschen, neben denen Menschen liegen. All die Figuren, die einander in Miranda Julys vielfach preisgekröntem Spielfilmdebüt begegnen, sind derartige (Strich-)Punkte: Sie stehen oder liegen da, für sich allein; "du und ich" heißt es immer wieder, nicht "wir". Sie straucheln auf der Suche nach Liebe aufeinander zu, kämpfen darum, Beziehungen aufzubauen; schmerzhafte Erfahrungen werden sie dabei mitunter machen, die fein gezeichneten Figuren, die mit klugen Dialogzeilen über unser "kommunikationsloses, isoliertes Zeitalter" reflektieren.

Zwei davon lässt July im Internet kollidieren: Sie unterhalten sich, schlagen rasch derbere Töne an. Die Frau beginnt, Sehnsüchte in den Gesprächspartner zu projizieren, um später umso überraschender festzustellen, mit wem sie es überhaupt zu tun hat: einem Kind (wunderbar: der sechsjährige Brandon Ratcliff). Erwachsener, als sie sind, versuchen sich auch zwei Mädchen zu geben, die es nicht erwarten können, sexuelle Erfahrungen zu machen - gerne auch ohne große Gefühle -, während eine andere bereits im Volksschulalter beginnt, ihre Aussteuer zusammenzukratzen.

"Der Film wurde inspiriert von der Sehnsucht, die ich als Kind hatte. Die Sehnsucht nach der Zukunft, nach jemandem, der mich finden würde, nach dem Zauber des Lebens, der über mich kommen und mein Leben verändern sollte", meint July über die Philosophie ihres Films. "Er wurde auch beeinflusst davon, wie sich diese Sehnsucht veränderte als ich erwachsen wurde, ängstlicher, verzogener, aber nicht weniger fantastisch hoffnungsvoll."

Wagemutige Träumer und noch nicht ganz hoffnungslose Realisten geraten bei July, die sich neben Drehbuch und Regie auch um die Hauptrolle gekümmert hat, in so manch skurrile Begebenheit - und verwandeln sich damit in bleibende Erinnerungen.

ME AND YOU AND

EVERYONE WE KNOW

USA 2005. Regie: Miranda July.

Mit Miranda July, Brad William Henke, John Hawkes u. a. Verleih: Stadtkino.

90 Min.

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