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Jessica Hausners Diagonale-Erfolg "Hotel": Suspense - Made in Austria.

Wenn Alfred Hitchcock das "Blair Witch Project" verfilmt hätte, wer weiß, ob er Jessica Hausner dann nicht ihr "Hotel" vorgeäfft hätte: Das auf der Diagonale kürzlich mit zwei Preisen bedachte Suspense-Drama kommt nun ins Kino.

Ja, die Stiege à la "Psycho": Zitate aus Hitchcock, Lynch, Kubrick & Co gibt es zuhauf in dieser Geschichte der kühlen jungen Dame Irène, die als Rezeptionistin in einem Waldhotel in den österreichischen Voralpen beginnt. Nichts in diesem Haus ist in Ordnung, aber niemand weiß, was los ist - außer, dass Irènes Vorgängerin spurlos verschwand und von geheimnisvollen Polizisten gesucht wird.

Suspense - nicht durch Handlung, sondern ausschließlich durch Atmosphäre: düstere, oft schauriggrüne Farben, Licht und Dunkelheit, Langsamkeit, Musik - und ein Plot, der keine Fragen klärt. Man mag verstörend finden, mit dem Unbehagen allein gelassen zu werden, aber genau das macht den Reiz von "Hotel" aus - und dieses durchgehaltene Element der erzählerischen Unabgeschlossenheit ist Hausner auch als filmische Innovation zugute zu halten. Auch die Tatsache, dass sich eine österreichische Produktion ans Genre an sich herangewagt hat und eben nicht auf (semi)dokumentarische Stoffe zurückgreift oder sich auf lokalkolorit-schwangere Plots wie jüngst in der Wolf-Haas-Verfilmung "Silentium" zu verlassen, soll hervorgehoben werden. Schade, dass "Hotel" diesbezüglich die rühmliche Ausnahme im heimischen Filmschaffen darstellt.

Viel hängt an Franziska Weisz als Irène, deren unheimlich-naive Kühlheit wesentlich zur Filmstimmung beiträgt; hervorzuheben ist Marlene Streeruwitz als Hotelprinzipalin Maschek - dass die im Schauspielfach fremdgehende Autorin so authentisch über die Leinwand kommt, ist eine der positiven Überraschungen in "Hotel".

Auch Regina Fritschs Frau Karin trifft die Stimmlage des Films gut, Birgit Minichmayr als Petra bleibt unscheinbarer. Eine erotische Geschichte fand nebenbei noch Platz, Erik, Irènes Liebhaber (Christopher Schärf), ist ein Jüngling wie aus einem Pasolini-Film: diese Figur hätte man sich jedoch tragender gewünscht.

Ein erfrischendes Genre-Debüt von Jessica Hausner: Dieser Suspense Made in Austria ist einen Zuschau-Versuch wert.

HOTEL.

Ö 2004. Regie: Jessica Hausner. Mit Franziska Weisz, Birgit Minichmayr, Marlene Streeruwitz, Christopher Schärf, Regina Fritsch. Verleih: Filmladen. 74 Min.

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