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Isabelle Huppert brilliert als eiskalte Gattin in Patrice Chéreaus Beziehungsdrama "Gabrielle - Liebe meines Lebens".

Ein Ehepaar im Paris des Jahres 1912, das eine wunderbare Stadtvilla bewohnt und seit zehn Jahren verheiratet ist. Er (Pascal Greggory) und sie (Isabelle Huppert) feiern gerne üppige Feste mit ihren Gästen, doch ihre Ehe scheint nur mehr Repräsentationszwecken zu dienen. Eines Tages findet er einen Abschiedsbrief. Sie verlässt ihren Mann, um zu ihrem Liebhaber zu ziehen. Doch noch am selben Abend kehrt die Ehefrau zu ihrem gehörnten Gatten zurück. Hier beginnt das eigentliche Drama: Hass, Eifersucht, Neid, Tränen und Trauer quellen aus der Beziehung hervor. Eigentlich war man sich einig: Diese Ehe hatte nie mit Liebe zu tun. Nun aber scheint sie plötzlich mit im Spiel zu sein ...

Patrice Chéreaus "Gabrielle - Liebe meines Lebens" ist nur auf den ersten Blick ein theatralisch inszeniertes Kammerspiel. In Wahrheit ist Chéreau an einem Punkt in seinem Werk angelangt, wo er mühelos mit den kinematografischen Stilelementen jonglieren kann, ohne experimentell zu wirken. Chéreau zaubert die beengende Atmosphäre der Stadtvilla in episch breiten, opulent ausgestatteten Bildern auf die Leinwand - und dennoch wirkt alles beengend, erdrückend. Chéreau setzt Schwarzweiß-Szenen ein und bringt so manchen Gedanken über die Ehe als Zwischentitel, wie dereinst beim Stummfilm. "Gabrielle" erfordert hohe Konzentration, denn er ist ein Film des Wortes. Die Dialoge sind intensiv, die Darsteller - vor allem Isabelle Huppert - brillieren unter Chéreaus Spielanleitung.

Chéreaus Beitrag zur literarischen Vorlage (eine Kurzgeschichte von Joseph Conrad) bestand darin, eine spezifische Frauenperspektive hinzuzufügen. Denn Conrad schildert seine Geschichte nur aus der Sicht des Ehemanns. Chéreau und Anne Louise Trividic haben daher die Rolle der eiskalten und berechnenden Ehefrau Isabelle Huppert auf den Leib geschrieben.

"Gabrielle - Liebe meines Lebens" ist eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit der Institution Ehe und ihren Irrwegen. Nicht zuletzt begreift Chéreau seine Schilderung auch als Hommage an Ingmar Bergman, dessen "Szenen einer Ehe" er meisterlich zitiert.

GABRIELLE - Liebe meines Lebens

F 2005. Regie: Patrice Chéreau. Mit

Isabelle Huppert, Pascal Greggory,

Claudia Coli, Thierry Hancisse.

Verleih: Constantin Film. 90 Min.

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