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Michael Moore untersucht in seiner provokanten Dokumentation "Bowling for Columbine" die Waffenverliebtheit der Amerikaner.

Der beleibte Mann betritt eine Bank, irgendwo in Amerika, und möchte ein Konto eröffnen. Mit dabei: Eine Kamera, die das erstaunliche Gespräch von Regisseur Michael Moore in der Bank mitfilmt. Zu Moores Überraschung bekommt er nämlich zur Eröffnung seines Kontos ein Gewehr gratis dazu! "Und die Gewehre lagern in der Bank?", fragt er. Als Moore die Bankfiliale verlässt, ist er stolzer Besitzer einer Waffe.

Das ist die Anfangsszene von Michael Moores viel beachteter Dokumentation "Bowling for Columbine", in der sich der Filmemacher auf die US-Waffenlobby einschießt. In den USA sterben jährlich etwa 11.000 Menschen durch Waffengewalt. Dabei sind es nicht selten Familienauseinandersetzungen, die mit einem aus dem Nachtkastl gezauberten Revolver blutig beendet werden. Zur Selbstverteidigung werden Waffen in den USA nämlich nur selten benutzt.

Die USA als ewiger "wilder Westen" - dieser Eindruck drängt sich auf, wenn Moore mit seiner Kamera durchs Land zieht und eine Reihe unglaublich bestürzender Tatsachen zu Tage fördert. Der Höhepunkt: Moore besucht "Ben Hur" Charlton Heston in dessen Villa. Der greise Heston ist Vorsitzender der NRA, der Interessensvertretung der amerikanischen Waffenlobby. Moore lässt Heston zunächst vom Recht des freien Amerikaners schwärmen, ehe er ihn mit dem Foto einer Sechsjährigen konfrontiert, die von einem gleichaltrigen Mitschüler erschossen wurde. In dem Moment wird es Heston zu bunt: Ehe er von seinem Gladiator-Thron kippt, sucht er das Weite.

Der Titel des Films bezieht sich auf ein Blutbad, das zwei Schüler 1999 in der Columbine Highschool in Littleton, Colorado, anrichteten. Nach einem Bowling-Kurs erschossen die zwei gut situierten Kids zwölf Schüler und einen Lehrer. Kurze Zeit später hielt die NRA in unmittelbarer Nähe eine Großveranstaltung ab, in der die Freiheit der Waffe verteidigt wurde.

Die Widersprüchlichkeiten des US-Alltags, ein kritischer Blick auf Präsident Bush, der als loyales Mitglied der Waffenlobby gilt, und auch die Ereignisse des 11. Septembers vereint Moore in seiner Doku zu einem polemischen Mix aus Zynismus und Provokation. Selten wurde in einem amerikanischen Film der US-Gesellschaft derart unsanft auf den Zahn gefühlt. "Bowling for Columbine" ist einer jener großartigen Filme, derer es viel zu wenige gibt.

BOWLING FOR COLUMBINE

USA/Canada/D 2002. Regie/Drehbuch: Michael Moore. Mit Michael Moore,

Charlton Heston, Marilyn Manson.

Verleih: Filmladen. 122 Min.

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