Verquere Überschrift?

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"Neue Regeln für Wunder in Lourdes." Diese Überschrift entnahmen wir einem von der APA verbreiteten Bericht der Agence France Presse, der sich mit den Entscheidungen jener 20-köpfigen Medizinerkommission auseinandersetzt, welche zur Anerkennung von Wunderheilungen im französischen Marienwallfahrtsort herangezogen wird.

Von 7000 angeblichen Wunderheilungen seit den Marienerscheinungen der Bernadette Soubirous 1858, erfuhren wir aus dem Agence-France-Presse-Bericht, seien nur 66 von besagter Kommission bzw. ihren Vorgängern anerkannt worden. Zwei Drittel der Kommissionsmediziner müssten solch eine Wunderheilung bestätigen, was angesichts des medizinischen Fortschritts immer schwieriger werde.

Wir geben ja zu, dass wir - wunderglaubensmäßig - eher den Agnostikern zuzurechnen wären. Dennoch scheint es uns frivol, ein Wunder, das sich ja per definitionem jeder rationalen und ordnenden Ebene entzieht, Regeln unterwerfen zu wollen. Außerdem beruhigt es uns ja, dass aufgrund der Entwicklung der Heilkunst immer mehr Gesundungen ganz diesseitig erklärt werden können.

Damit die Wunder in Lourdes nicht aussterben, soll nun, so wird der Bischof von Lourdes von Agence France Presse zitiert, neben den Medizinern auch ein "verlässlicher Zeuge" gehört werden, der, wenn die Ärztekommission offenbar zu obstruktiv wird, ein Wunder auch "religiös" bezeugen kann.

Was wir zuerst für eine verunglückte Überschrift eines Agenturberichts gehalten haben, scheint tatsächlich so zu sein: Die Prinzipien für ein Lourdes-Wunder stehen vor einen Änderung!

Wären wir Kulturpessimisten, würden wir jetzt wirklich aufseufzen: Was sind das für Zeiten, in denen sogar für ein Wunder neue Regeln erfunden werden müssen!

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