Viel, viel mehr als die Gräfin der "Zeit"

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Als junge Frau hatte Marion Dönhoff teil an dem patriotischen Entschluss zu Hochverrat und Tyrannenmord." Mit diesen Worten beginnt Helmut Schmidt, Altbundeskanzler und Co-Herausgeber der Zeit, seinen Nachruf auf Marion Gräfin Dönhoff. Die junge Frau, die da am Hitler-Attentat des 20. Juli 1944, mitwirkte, hatte da schon ein weitgereistes, ereignisreiches Leben in einer alten ostpreußischen Adelsfamilie hinter sich. Dönhoff wurde wegen ihrer Attentats-Beteiligung nicht belangt. Ein halbes Jahr später floh sie vor den Sowjets, ihr Schloss Friedrichstein in Ostpreußen wurde zerstört.

In Hamburg beginnt sie "eher zufällig" 1946 als Redakteurin bei der Zeit, 1955 wird sie Ressortleiterin, 1968 Chefredakteurin, seit 1972 ist sie Herausgeberin des Wochenblattes.

Dönhoff galt als publizistische, politische und moralische Instanz. In den sechziger Jahren engagierte sie sich für die Ostpolitik - revanchistischen Forderungen setzte sie ihre liberalen Positionen entgegen; 1971 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 1999 wurde ihr in Wien der Bruno-Kreisky-Preis überreicht.

Richard von Weizsäcker hat, wie Helmut Schmidt zitiert, die Dönhoff so charakterisiert: "Ihre moralischen Grundsätze sind ebenso menschlich wie eindeutig. Ihr politisches Urteil hat den langen Atem der Geschichte. Die Bescheidenheit stammt aus Preußen, die Bildung aus Europa, der Common Sense aus der Erfahrung in der Welt."

Am 11. März verstarb Marion Gräfin Dönhoff auf Schloss Crottorf im Siegerland. Sie war 92 Jahre alt. ofri

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