Wo das (Hunde-)Blut spritzt

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"Amores Perros": ein grandioses Epos um Abgründe und Sehnsüchte am Schauplatz Mexiko Stadt

Sein erster Film in Spielfilmlänge - und was für einer: Dem mexikanischen Regisseur Alejandro Gonzáles Iñárritu ist mit "Amores Perros" auf Anhieb ein Meisterwerk gelungen, das die - im positiven wie negativen Sinn - pulsierende Atmosphäre von Mexiko Stadt virtuos auf die Leinwand bringt: Das Chaos der 16-Millionen-Stadt, dargestellt aus dem Blickwinkel dreier ineinander verwobener Episoden, wird berührend wie beklemmend gegenwärtig.

Octavio (Gael Garcia Bernal) ist der (Anti-)Held der ersten Episode: Er lebt mit seiner Mutter sowie seinem kriminellen Bruder und dessen Frau auf engstem Raum zusammen. Der Bruder misshandelt seine Frau; Octavio will mit ihr weg und beteiligt sich an illegalen Hundekämpfen, um zu Geld zu kommen. Als er sich mit Luis, dem König der Hundekämpfe, einlässt, gerät das Ganze ordentlich außer Kontrolle.

In der zweiten Episode verlässt der Verleger Daniel (Alvaro Guerrero) Frau und Kinder, um mit dem Model Valeria (Goya Toledo) und ihrem Schoßhündchen zu leben. Auch diese Geschichte führt - über einen Autounfall mit den Protagonisten der ersten Episode - in ungeordnete Verhältnisse.

Die dritte Erzählung rankt sich schließlich um den Obdachlosen El Chivo (Emilio Echevarría), der mit seinem Rudel Hunde durch die Straßen streunt - und sich als gefragter Auftragsmörder entpuppt. El Chivo, einst ein bekannter Revolutionär, sehnt sich danach, seine Tochter, die er einst verlassen musste, wiederzufinden.

"Amores Perros", dem neben einer Oscar-Nominierung eine Reihe von Filmpreisen zuteil wurde, wurde mehrfach mit Quentin Tarantinos Kultklassiker der Neunziger, "Pulp Fiction", verglichen. Tatsächlich gibt es zwischen beiden Filmen Parallelen, die Unterschiede sind aber essentiell: Auch "Amores Perros" verzahnt drei Geschichten, in beiden Filmen geht es viel um Brutalität. Doch während "Pulp Fiction" ein grandioses Epos über Verhaltens- und Sprachmuster in der Trivialliteratur darstellt, so ist "Amores Perros" ein ebenso grandioses Werk über den mitunter - aber nicht immer - tödlichen Wahnsinn der Megastadt.

In "Pulp Fiction" spritzt alle Augenblicke Blut, in "Amores Perros" ist es gleich viel Hunde- wie Menschenblut. Und während in "Pulp Fiction" die Gewalt eine - durchaus verstörende - Fiktion darstellt, so ist die Gewalt von "Amores Perros" real, weil Mexiko Stadt und seine Abgründe real sind.

"Amores Perros", dringt dann aber - im Gegensatz zu "Pulp Fiction" - weit in die Tiefe menschlicher Existenz vor, denn seine Episoden handeln von wirklichen, und nicht von fiktiven Sehnsüchten: von Liebe und Erlösung, um die nicht zuletzt ein vielfacher Mörder glaubhaft ringt.

Mexiko 2000. Regie:: Alejandro González Iñárritu. Drehbuch: Guillermo Arriaga Jordan. Mit Emilio Echevarría, Gael García Bernal, Goya Toledo, Jorge Salinas u.a. 147 Min.

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