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Kälmän-Jubiläum

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Ja, es ist ein kleines Jubiläum: Vor vierzig Jahren komponierte Emmerich Kdlmdn seine Operette „Die Zirkusprinzessin“, die nun in der Badener Sommerarena gespielt wird. Internationales Urlauberpublikum macht allabendlich volle Häuser in diesem originellen Theater aus Zuckerbäckerstuck und Eisentraversen.

„Die Zirkusprinzessin“, die textlich (Brammer-Grünwald) von entschärften Sozialkonflikten lebt, ist, musikalisch betrachtet, symptomatisch für die Grenzsituation der „Leichten Muse“ in den zwanziger Jahren: Den Meister Kälmän erkennt man an den zündenden Nummern ungarisch-wienerischer silberner Operettenherrlichkeit, einfallsreich paßt sich der Weltmann Kälmän den damals neuen Rhythmen und Stilformen an, und in den langsamen Walzerduetten gibt es Anklänge, die zum Ton der musikalischen Komödie überleiten.

Franz Riffel, Badener Prinzipal, gibt als Regisseur der Operette, was sie braucht — den Wechsel zwischen voll ausgespielten und schmissig mit Tempo hingelegten Szenen und sichere Hand bei der Führung der Ensembles. Lilo Woliners schöner

Sopran gewinnt von Sommer zu Sommer an Fülle und Ausdruckskraft; neben ihr bietet Heribert Ronge eine abgerundete gesangliche Leistung. Martha Zöchling schüttelt die Rolle der kleinen Zirkusreiterin mit Charme aus dem Handgelenk und den ebenso gelenkigen Beinen, Hans Wehrmüller ist nicht ganz so unbefangen und locker, wie er sein sollte. Als russischer Fürst poltert Gottfried Nowak sich buffonesk bis in den dritten Akt. Der gehört freilich ganz der reschen wienerischen Hotelbesitzerin Hansi Hübl und ihrem verschmitzten alten Ober Franz Heinz Dopler. (Hans Moser spielte diese Rolle.) Aus der Episodenfigur des Herrn Friedländer macht Walter Dvorak einen Bobby, statt, wie von den Autoren beabsichtigt, die Palette der verschiedenen Tonfälle um das Jüdeln zu bereichern. Gerhard Brössner gibt der kleinen Nebenrolle des Clowns komödiantisches Profil. Viel Applaus, der auch Ernst Dunshirns guter Stabführung galt.

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