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Mit dem Mut zum Unbekannten

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Wir wollten innerhalb unserer in den letzten vier Jahren verwirklichten Jdee der romantischen Oper einmal versuchen, die sehr frühe und die ganz späte Romantik zusammenzuziehen - um etwas zu machen, was nicht in den üblichen Sommertheaterklischees verhaftet bleibt, sondern im Musiktheaterbereich bewußt einen Kontrapunkt setzt, ohne gleich experimenti-ell zu werden", erzählt der künstlerische Ijeiter und Dirigent Matthias Fletzberger über das Konzept der heurigen Sommerspiele in Kloster neuburg.

So kommt es, daß diesmal im Kaiserhof des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg zwei komische, in ihrer Entstehungszeit mehr als 100 Jahre auseinanderliegende, durch einen dramaturgischen Kunstgriff miteinander verknüpfte Operneinakter gemeinsam an einen Abend zur Aufführung kommen werden: Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi" und Carl Maria von Webers äußerst selten gespielte Kurzoper „Abu Hassan". Puccinis heiteres Meisterwerk aus dem Triptychon - von dem es noch die zwei schon bei der Uraufführung 1918 mit weniger Erfolg gesegneten Teile „Der Mantel" und „Schwester Angelica" gibt und Webers Verwirrspiel in der 'Tradition der Türkenoper aus dem Jahr 1811 verbindet, wie Regisseur Uwe Dörr schmunzelnd verrät, allerdings doch einiges mehr, als man auf ersten Blick vermuten könnte. Für ihn gilt es den schwarzen, manchmal sogar makra-ben Humor herauszuarbeiten, der sich in beiden Opern findet.

In „Gianni Schicchi" versuchteine Schar Erben, das einem Kloster vermachte Vermögen durch Betrug an sich zu bringen und wird selbst betrogen, in „Abu Hassan" täuscht ein Ehepaar den eigenen Tod vor, um sicli Reichtum zu ergaunern. „In beiden Opern geht es", so der Regisseur, der nach zahlreichen Theaterproduk tionen in Klosterneuburg mit Spannung seinem Opernregiedebüt entgegensieht, „um Geld und 'Tod. Und um die Gier der Menschen. Gerade bei Puccini wird dies in sehr drastischer Weise gezeigt, ja fast in die Karikatur getrieben und ist insofern schon wieder komisch." Um die Verständlichkeit der humorvollen Pointen zu sichern, wird auch „Gianni Schicchi" in deutscher Sprache gespielt. Das Ensemble besteht unter anderen aus Isabella Labuda, Sigrid Martikke Roman Sadnik und dem jungen brasilianischen Tenor Jure-mir Vieira, der drauf und dran ist, sich auch hierzulande einen Namen zu machen.

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