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Kein Puccini-Festival

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Staatsoper, Wien) Als man vor mehr als zehn Jahren Puccinis „Triptychon“ in der Volksoper sehr illusionistisch inszenierte, konnte man noch das Problematische der drei Einakter kaschieren. Vor allem das Süßliche des Rührstücks „Schwester Angelika“ und die simpel-dumpfen Motivationen des Eifersuchtsdramas im „Mantel“. Otto Schenk und sein Bühnenbildner Rolf Glittenberg packen nun die Werke in der Staatsoper realistisch an. Und kehren damit Vordergründigkeit, Sentimentalität, Spannungsarmut hervor. Werden der „Mantel“ und „Angelika“ neben der noch immer hinreißend frischen, saltoschlagenden Komödie „Gianni Schicchi“ in der Staatsoper das gleiche Schicksal erleiden wie in der Volksoper, nämlich ausgetauscht zu werden gegen ein publikumswirksameres Werk? Vielleicht wäre es das Beste. Da nützt es nicht viel, daß Pilar Lorengar eine intensiv und mit Leidenschaft singende Anelika ist und Marilyn Zschau im schwachbesetzten „Mantel“ immerhin Farbe und Persönlichkeit zeigt. Neben dem drauflostollenden „Gianni Schicchi“ bleiben beide auf der Strecke. Freilich, für die Titelrolle des Schicchi hat Otto Schenk Walter Berry, und er spielt eine vollsaftige Erbschleicher- und Betrügerfigur und dominiert auch mit kraftvoller Stimme die Aufführung. Die liederliche Verwandtenschar hat Schenk von den Typen her originell besetzt. Herausragend Sona Ghazarian als schöne Lauretta. Daß dem Abend das gewisse italienische Etwas, die Puccini-Valeurs etwas abgehen, ist Gerd Albrechts Anteil. Er steigert sich erst im „Schicchi“ zu Tempo, Temperament, Farbe. Aber eine gedankliche Einheit für alle drei Stücke, die herauszuarbeiten allein dem Abend Gewicht geben könnte, haben alle versäumt

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