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Sir Johns Charme

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Eine glanzvolle Aufführung mit Tempo, voll Brio, knisternd vor musikalischer und szenischer Spannung; Luchino Viscontis eigenwillige Inszenierung von Verdis „Falstaff“ hat bis heute nichts von ihrer Frische, Apartheit eingebüßt, auch wenn einzelne Chorseenen bereits etwas weniger straff wirken. Ereignis des Abends war Geraint Evans, der erstmals den Sir John Falstaff sang. Ein virtuos-komödiantischer Bassist, der den füllig-possierlichen Schwerenöter und geprellten Liebesabenteurer in einer liebenswürdigen Mischung aus Tol-patschigkeit, Jähzorn, Witz auf die Bretter stellt. Stimmlich dominiert er, wo er auftritt: Das füllige, prächtige Material erweist sich als erstaunlich geschmeidig. Samtige Kan-tilenen und kokettes secoo parlando spielt er wie seinen Charme mühelos über die Rampe, läßt sie als Volltreffer im Publikum landen. Eberhard Wächter sang den wenn

schon nicht als Gatte, so doch wenigstens als Vater geprellten Mr. Ford. Ausgezeichnet in Form, bot er ein Feuerwerk an Ausdrucksnuancen. Wilma Lipp, hier ganz kapriziöse Gattin Alice, ließ ihren schlanken Sopran in der Briefszene des zweiten und im vierten Bild aufblitzen. Jeannette Pilou lieh der Tochter Liebreiz und Grazie. Auch stimmlich. Besonders hübsch das Duett mit Fenton (Juan Oncina) hinter dem Paravent. Regina Resnik trumpfte als tratschsüchtige Mrs. Quickly immer wieder auf, überzeichnete ihre Partie reichlich. — Eine quirlige Kammerstudie des Bedienstetenhumors präsentierten Mario Guggia (Bardolf) und Erich Kunz (Pistol) als falsches Paar. Heinz Zednik sang den Dr. Cajus in nervöser Rührigkeit. — Die musikalische Leitung lag bei Argeo Quadri in sensiblen Händen, mit Fingerspitzengefühl für kompositorisch raffiniert pointierte Komik, so daß es in der Wiedergabe dieser feinmaschigen Partitur immer wieder betörend auffunkelte.

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