6895519-1980_09_17.jpg
Digital In Arbeit

Soltis Triumph

Werbung
Werbung
Werbung

(Staatsoper, Wien) Das Ereignis dieser „Falstaff'-Premiere in der Staatsoper war Georg Solti, dessen Debüt im Haus am Ring mit triumphalem Jubel gefeiert wurde: ein ebenso feinsinniger wie weiser großer alter Mann am Pult, der um die Höhen und Tiefen menschlicher Existenz sehr genau Bescheid weiß. Sein „Fal-staff' ist voll von feinschattierten Gefühlen: Eitelkeit und Schwe-renötertum, Eifersucht und Prahlerei, aber auch die fröhliche Melancholie, die das Altwerden begleitet, und feine Sanftmut werden in diesen musikalisch brillant gezeichneten Figuren spürbar. Und vor allem drückt Solti Verdis tiefe Erkenntnis musikalisch aus, daß „alles auf Erden Spaß" sei! Was man auch im hochkonzentrierten, luftig-schimmernden Spiel der Philharmoniker merkte.

Filippo Sanjusts Inszenierung hat Tempo und wirkt vielfarbig. Aber gemessen an der letzten „Falstaff'-Inszenierung Luchino Viscontis ist sie bloß vordergründig und verspielt, ohne Soltis feinen Witz szenisch zu übersetzen. Und Sanjusts Bühnenbildern in ihrer adretten Lieblichkeit fehlt etwas vom Zauber der märchenhaften Komödie. Die Besetzung ist unterschiedlich: Guillermo Sa-rabia ein Falstaff mit großer, orgelnder Stimme, mit drastischer Komik, gelöstem Spieltemperament, Bernd Weikl ein prächtig singender Ford, Pilar Lorengar, Sona Ghazarian, Christa Ludwig und Alexandrina Miltschewa ein recht uneinheitliches Damenquartett. Yordi Ramiro ein sehr bieder-braver Fenton, Heinz Zed-nik ein urkomischer Dr. Cajus. Offen bleibt nur die Frage, ob in einer Zeit, in der überall zum Sparen gemahnt wird, die übrigens noch erhaltene, viel reizvollere Ausstattung Viscontis und Scar-fiottis es nicht auch getan hätte?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung