6754955-1967_42_23.jpg
Digital In Arbeit

Der Letzte und der Erste

Werbung
Werbung
Werbung

Einen der heikelstem!, diffizilsten und gleichzeitig interessantesten Filme der letzten Zeit schuf der heute siebenundsechzigjährige spanische Meisterregisseur Luis Bunuel mit seinem angeblich letzten Werk, „Belle de jour“, das man demzufolge bei der letzten Internationalen Filmkunstschau in Venedig noch schnell mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet hat. Bunuel hat diesmal auf die bei seinen Filmen üblichen, manchmal kaum mehr verständlichen Symbolismen fast völlig verzichtet, es ist sein klarster, allgemein zugänglichster Streifen geworden. Nach einem Roman von Joseph Kessel erzählt der Regisseur die Geschichte einer Frau, die in ihrer Ehe mit einem Arzt keine Erfüllung findet und diese daher als „Schöne des Tages“ in einem eindeutigen Etablissement in Paris sucht. Höhepunkte des Streifens sind zweifellos die Traumsequenzen, doch hat man hier offensichtlich Buiiuels allzu krasse Deutlichkeiten eliminiert Im übrigen kommt die außergewöhnlich schöne Bildsprache des Kameramannes Sacha Vierny gerade in diesen Sequenzen am besten zum Ausdruck. Trotzdem vermag der Streifen nicht bis ins Letzte zu überzeugen, es Meibt der Zwiespalt zwischen Bunuels zweifelos gesellschaftskri-tischen Absichten und der Schilderung eines klinischen Einzelfalls, der kaum Anspruch auf Allgemeingültig-keit erheben darf. Die größten Vorzüge des Streifens liegen somit in Bunuels souveräner Inszenierung und in der großartigen Darstellung, aus der vor allem Catherine Deneuve hervorragt, da sie den Intentionen von Buch und Regie in jeder Phase vollkommen entspricht.

Der auf internationalen Filmfest-spielen reich prämiierte tschechische Streifen „Der schwarze Peter“, hat dennoch zwei Jahre gebraucht, bis sich in Österreich ein Verleiher für ihn fand. Es ist der erste Spielfilm des jungen tschechischen Regisseurs Mdlos Forman, der mittlerweile mit „Die Liebe einer Blondine“ bestätigt hat daß man ihn nicht zu Unrecht ausgezeichnet hat. Forman stellt in seinem Streifen zwei Generationen einander gegenüber, von denen die eine die andere nicht verstehen kann. Dadurch erhält der Film — für beide Altersschichiten — seinen besonderen Reiz. Es ist ein sehr ruhiger, ausgeglichener Streifen geworden. Forman inszeniert nicht auf gewisse Pointen hin, im Gegenteil, er nimmt fühlbare Längen mit Absicht in Kauf. Vor allem optisch kostet er die heiteren bis tragisch-komischen Situationen, die der hier geschilderte Vater-Sohn-KonfMfct mit sich bringt, so richtig aus. Erstaunlich sind die Leistungen der Darsteller — durchwegs Laien — aus denen Forman Unglaubliches herausholt. Ein Film, der neben stiller Beschaulichkeit eine Menge tiefer Wahrheit und echten, urwüchsigen Humors anzubieten hat.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung