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Jakob Julius David — ein Schilder er von klug gesehenen Außenseitern

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Die Frau eines Selbstmörders gibt bei den Kondolenzbesuchen in ihrer Wohnung im Wiener Pawlatschen-Milieu immer mehr zu erkennen, daß sie in ihrer unleidigen Art den Mann in den Tod getrieben hat - eine so wienerische und zugleich psychologisch geistreiche Schilderung, daß man sich wünscht, sie würde heute - im Sinne des Herrn Karl von Helmut Qualtinger - rezitiert oder vorgelesen werden. Vielleicht von Elfriede Ott? Die Erzählung ist in dem bemerkenswerten Bajid von Novellen des heute fast vergessenen Dichters Jakob Julius David enthalten.

Ganz anders, dramatisch, die in der Renaissancezeit spielende Geschichte der Tochter eines Mannes, der in gerechtem Zorn seinen Bruder erschlagen hat und für den sich die Tochter nun opfert - bis zum Scheiterhaufen. Eine Szene darin ist vergleichbar mit dem Festmahl in Hofmannsthals (viel später geschriebenen) „Jedermann". Und dann die Novelle über den Aufstieg und Fall eines Schauspielers, dessen Glanzrolle der Mephisto war. Oder die psychologisch an Arthur Schnitzler erinnernde Erzählung eines Landschaftsmalers im mährischen Lande der Hannaken, der durch seine Hingabe an das eigene Werk die geliebte Frau aus Unverständnis in den Tod treibt. Die Hauptgestalten dieser Novellen erweisen sich meist als klug gesehene Außenseiter.

All diese Novellen sind von erzählerischer Kraft getragen, wenngleich es da und dort auch Längen gibt (aber die nimmt man auch bei Adalbert Stifter hin). Die von dem Germanisten Wendelin Schmidt-Dengler herausgegebene „Österreichische Bibliothek", in deren Beihe das gut ausgestattete Buch erschienen ist, hat mit der Wiederentdeckung dieses in Mähren geborenen Erzählers, eines Zeitgenossen von Ferdinand von Saar und Marie von Ebner-Eschenbach, eine anerkennenswerte Leistung vollbracht.

AUSSENSEITER

Novellen von Jakob Julius David. Residenz Vzrlag, Salzburg 1995. Leinen, 29) Seiten, öS )48.-

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