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Reprisen

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Otto Premingers vieldiskutierte „Carmen Jones“ wird nun zehn Jahre nach ihrer Premiere wiederaufgeführt und hat nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Die kürzlich verstorbene Dorothy Dandridge und der großartige Negersänger und Schauspieler Harry Belafonte ergaben ein prachtvolles Paar, das auf seine Art den bekannten Opernflgu-ren kaum nachsteht. Mag man sich auch gegen Modernisierungen klassischer Werke des Theaters und der Musik wehren, in diesem Falle gelang die Transponierung in eine andere Zeit und Gegend fast nahtlos. Der routinierte Exwiener Preminger, der übrigens der Regie des Films erst nach der Ablösung des ursprünglich vorgesehenen Regisseurs Rouben Mamoulian übernahm, verstand es, sein kühnes Konzept mit starker Hand durchzusetzen, und zeigte sich auch wenig belastet von Ehrfurcht vor dem berühmten Opernwerk. Das Resultat fiel zu seinen Gunsten aus, denn „Carmen Jones“ wurde ein großer internationaler Erfolg. Und bekanntlich ist das nicht nur in der amerikanischen Filmbranche entscheidend.

In diesen vorweihnachtlichen Wochen greifen Kinos und Verleihfirmen in viel stärkerem Maße auf erprobte Reprisen zurück, um sich neue Filme für Weihnachtspremieren aufzusparen. Auch die bittersüße Liebesgeschichte „Alle Herrlichkeit auf Erden“ taucht wieder in breitem Einsatz in den Premierenkinos auf. Die perfekte Darstellung von William Holden und Jennifer Jones, der exotische Hintergrund des Geschehens und die inzwischen zum Welt-schlager gewordene Musik täuschen mit viel Geschick über manche sittlich anfechtbare Grundhaltungen hinweg.

Auch Alfred Hitchcocks raffinierter Thriller „Psycho“ mit Anthony Perkins ist wieder zu besichtigen, und Amerikas Hang zu einer überschätzten Psychoanalyse mit Mutterkomplexen feiert fröhliche Urständ. Aber auch der deutsche Marika-Rökk-Film aus den letzten Kriegsmonaten „Die Frau meiner Träume“ wurde in der Festwoche des klassischen, deutschen Films wiederaufgeführt. Es ist fast eine gespenstische Wiederbegegnung, denkt man an jene Zeit, in der dieser Film entstand und trotz der in Trümmer gesunkenen Städte und wankenden Fronten verharmlosenden Optimismus verbreiten sollte.

Die Ausbeute an neuen Filmen Ist geringfügig. Der deutsche Schwarzweißfilm „Mordnacht in Manhattan“ ist der zweite Streifen der pseudodokumentarischen Jerry-Cotton-Se-rie. Ein harter Reißer, der durch äußerliche Effekte die innere Spannung zu ersetzen bemüht ist. Der deutsche Titel des amerikanischen Elvis-Presley-Fikns „Strip-tease-Komplex“ übertreibt wieder einmal gehörig. Von ein paar Bikinimädchen in einem Ferienparadies auf Florida abgesehen, geht es recht harmlos zu. Ein Presley-Film nach bewährter Schablone: Ein paar Schlager in das Mikrophon geschluchzt und zwischendurch eine haarsträubend banale Liebesgeschichte mit obligatem Happy-End.

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