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Absurd grausam

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(Wiener Ensemble-Theater im Theater in der Porzellangasse; „König Ubu" von Alfred Jarry, Wiener Fassung von H. C. Artmann) Vier Jahre vor Fritz von Herzma- novsky-Orlando - 1873 - wurde Alfred Jarry, eine Art Ahnherr des absurden Theaters in Frankreich geboren. Wie dieser hält Jarry mit seinen ins Groteske übersteigerten Gestalten den Menschen einen Zerr- spiegel vor, in den nur harmlose Gemüter noch lachend blicken können.

Skurril, verschlagen, geld- und machtgierig verfolgt Vater Ubu in einem Pseudo-Polen seinen Weg zum Herrscherthron, getreulich unterstützt von seiner dumm-ehr- geizigen Frau. Karikaturenhaft gezeichnete Gegenspieler werden beiseitegeräumt, im Blutrausch Feigheit, im Machtkampf Arglist und Tücke, Grausamkeit und ordi- näre Lüsternheit sind Ubus Antrie- be. H. C. Artmanns überbordende Neuübertragung ins Wienerische ist hier in ihrem Element, streift auch politische Aktualität.

Die neun Schauspieler des Wie- ner Ensemble-Theaters brillieren in den über vierzig Rollen, allen voran Wolf Bachofner (Vater Ubu) und Adele Neuhauser (Mutter Ubu). Im Zusammenspiel von Bühnenaus- stattung (Georg M. Resetschnig), Kostümen (Heidi Melinc), Masken (Karin Schön) und Musik (Alexan- der Kukelka) ist Regisseur Karl Welunschek ein gewalttätiger Amoklauf voll opulenter Ästhetik und realitätsüberhöhendem Grau- en gelungen.

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