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Adieu socialisme! Adieu Mitterrand?

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„Adieu socialisme!" Die Wahlschlappe der Sozialisten vom vergangenen Sonntag hat das Ende der Ära Mitterrand eingeläutet. Drei von vier Wählern sagten „Nein" zur linken Politik und gaben ihre Stimme den Bürgerlichen und Grünen.

Dabei hatte 1981 alles so glanzvoll begonnen. Francois Mitterrand hatte der Sozialistischen Partei nach ihrer Neugrün-dung 1971 erstmals zum Sieg und damit zur Macht verholfen. Ganz im Stil eines französischen Monarchen liebte der Präsident glanzvolle Zeremonien und prunkvolle Bauten, mit denen er sich selbst ein Denkmal setzen wollte. Als Treuhänder der großen Ideen der französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - weckte er große Erwartungen beim französischen Wählervolk.

Was ist davon geblieben? Die Partei sorgte selbst durch eine Unzahl von finanziellen Affären und Skandalen für massiven Vertrauensschwund. Anspruch und Wirklichkeit der sozialistischen Ideale klafften zuletzt deutlich auseinander. Die bittere Enttäuschung der Franzosen darüber schlug sich in der ersten Wahlrunde nieder.

Der Sozialist an der Spitze des Staates ist einsam und müde geworden, gezeichnet von Krankheit und den langen Jahren an der Macht. Seit dem Fall der Berliner Mauer hatte der Auflösungsprozeß des Sozialismus auch die französischen Genossen eingeholt.

Die siegreichen rechten Parteien verbreiten zwar keinen Enthusiasmus und haben für die neuen Probleme nur alte Rezepte und Gesichter anzubieten. Die Ära des Sozialismus ä la Mitterrand in Frankreich ist aber besiegelt.

„Adieu socialisme" sangen die Anhänger der Rechten in der Wahlnacht. Bald heißt es wohl auch „adieu Mitterrand".

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