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Als man „fringste”

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Am 6. Februar wäre der weit über seine Diözese Köln bekannte und wegen seines volkstümlichrheinischen Habitus beliebte Kardinal Joseph Frings 100 Jahre geworden. In Neuß geboren und aufgewachsen, studierte er in Freiburg Theologie und war dann bis zu seinem 50. Lebensjahr Pfarrer in Köln-Braunsfeld, zu dessen Pfarrkindern auch der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer gehörte. Aus dieser Zeit entstand eine Bekanntschaft, die für den Wiederaufbau im Nachkriegsdeutschland entscheidend werden sollte. 1973 wurde Frings Regens des Priesterseminars, und 1942 wurde er vom Kölner Domkapitel im Sinne der noch heute gültigen Bestimmungen des Preußen-Konkordats aus einem Dreier-Vorschlag Roms zum Erz-bischof gewählt.

Die ersten Jahre seiner Amtszeit waren von bitterer Not gekennzeichnet. Die Nachkriegssituation führte zu der moraltheologischen Äußerung Frings', daß in der Not jeder nehmen könne, was er zum Uberleben brauche. Davon machten die Kölner auch reichlich Gebrauch, es wurde mit „fringsen” umschrieben. 1946 zum Kardinal erhoben, sah sich Frings bis zur Gründung der Bundesrepublik, 1949, auch als moralische Autorität gegenüber den westlichen Besatzungsmächten. Das Kölner Domfest 1948, an dem zahlreiche Gäste aus dem Ausland teilnahmen, war ein Versuch, das andere Deutschland wieder hervorzukehren.

Als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz initiierte er die Hilfswerke „Adveniat” und „Misereor”, in der Weltkirche bekannter wurde er jedoch durch das II, Vatikanische Konzil, wo er eines der zehn Mitglieder des Präsidiums war. Obwohl kein Theologe, war er einer der maßgeblichsten Konzilsväter, der mit Kritik an der Kurie und am Heiligen Offizium nicht sparte. Die Zeitumstände, die Herausforderungen an Kirche und Welt sowie auch die richtige Auswahl an Mitarbeitern prägten eine außergewöhnliche bischöfliche Persönlichkeit, die die Seelsorge nie vergessen hat.

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