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Audiberti als Schlußpunkt

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Mit Jaques Audiberts Circe-Para-phrase „Die Zimmerwirtin“ schloß das Stadttheater Klagenfurt im „Studio“ die Eigenproduktion der Spielzeit eindrucksvoll ab, wobei zu bedauern ist, daß diese sehr geglückte Regietat Kurt Julius Schwarz' nicht im großen Haus den Erfolg ausnützen konnte; es hätte sich das Publikum gefunden, Bei dem seinerzeitigen Avantgardisten amüsiert und auch nachdenklich zu sein. Circe, die Männer in Säue verwandelte, findet sich bei ihm als höchst schir=' lernde Dame mit Sex-Appeal, die es versteht, die Mieter in ihre Gewalt zu bekommen und soweit zu bringen, daß sie Hörige, Verbrecher, Verzweifelte werden, während sie selbst unter dem Fluch ihres Treibens und ihrer Triebe zu leiden hat; ihr kommt kein Odysseus, der ihr das Handwerk legt, denn auch der Mann und Übermann scheinende Monsieur Tienne verfällt ihrer Macht der Gesten und Zaubertränke und bindet sich das Schürzchen vor, daß der in den Hutmacherpflanz gedrängte Gatte — einst Politiker und Staatsmann in spe — bei seiner Modisterei zu tragen pflegt. So bleibt das Reich der Madame Cirque, in dem sich die Schemen und zu diesen gewordenen Männer bewegen, unberührt, auch wenn es schien, daß mit dem vorübergehenden Abgang der „Zimmervermieterin“ das Leben neu sei; ein schrilles Klingeln scheucht alle wieder in die Sklaverei zurück.

Diese schillernde, ins Surreale strebende Komödie fand eine ganz vorzügliche Interpretation durch ein Ensemble, das die geringen Probemöglichkeiten vergessen ließ und in seinen komödiantisch dankbaren Aufgaben Betätigung fand, allen voran Herta Fauland in der Titelrolle, der sie das Schillernde, Herri-~sche Tind dodrzu Demut Bereite -mit jeder Wortnuance und jeder Geste zu geben wußte. Ihrem Gegenspieler Mr. Tienne verlieh Paul Görden wohltuende Zurückhaltung. Ganz ausgezeichnet Emst Soelden als unter Pantoffel und Modehut vegetierender Gatte, eine Gestalt aus einem Guß der Portier und Spoekenkieker Gregoire, den Joachim Unmack bot. Die selbstmordlüsterne, besessene Tochter Christa, die ihrer Mutter in Haßliebe verbunden ist, spielte mit betonter Besessenheit Angelica Schütz. Begnügen wir uns, die Genannten aus einem wirklich guten Ensemble herausgehoben zu haben und nennen wir nicht zuletzt Hannes Rader, der die geringen Möglichkeiten einer Bühnengestaltung sicher zu nützen wußte.

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