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Aufbruch ins Unternehmertum als Chance für eine Region

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Ein nebeliger Novembertag: der Weg führt durch kleine Dörfer, die ärmlich und verlassen wirken. Wenig Menschen sieht man und kaum Autos. Zistersdorf, die Erdölstadt, ist das Ziel.

Siemens hat hier ein Werk, das in Spitzenzeiten bis zu 600 Arbeitskräfte beschäftigte. Zur Zeit sind es noch 150 Menschen, doch die Produktion soll im nächsten Jahr eingestellt werden. Auch die Erdölindustrie ist auf dem Rückzug, die Förderkosten sind zu hoch. Ein Ausweg aus der drohenden Krise muß gefunden werden.

Erwartet wird Hilfe von dem im April dieses Jahres gegründeten Unternehmenszentrum, das sich auf dem 8000 Quadratmeter großen Werksgelände der Firma Siemens etabliert hat. Es ist ein Projekt der Job Creation Österreich GmbH, an der je zur Hälfte Job Creation Ltd. London und die Girozentrale beteiligt sind.

Job Creation ist der von England ausgehende Versuch — mittlerweile auch schon in Holland und Deutschland in acht Projekten mit zirka 30 Mitarbeitern verwirklicht -, die Menschen anzuregen, Unternehmer zu werden und dazu Hilfe anbietet. Hinter dem Leichtermachen und Anregen zum Selbständigmachen steht die Hoffnung, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Betriebsansiedlungen im großen Maßstab, oft mit enormen Förderungsmitteln vorgenommen, haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Eigeninitiative, Kreativität und den Regionen angepaßte kleine Betriebe sollen einen Strukturwandel herbeiführen. Das Unternehmenszentrum hilft dabei.

Es bietet adaptierte Büroräumlichkeiten preisgünstig an, stellt Serviceleistungen im Rahmen der allgemeinen Büroarbeiten und professionelle Managementberatung zur Verfügung. Das Risiko für den zukünftigen Unternehmer soll möglichst gering sein. Ledig-Uch Miete und anteilige Verwal-tungs- und Betriebskosten müssen bezahlt werden. Die Beratung ist kostenlos. Siemens hat sich vertraglich verpflichtet, für einen Zeitraum von drei Jahren die Managementkosten für das Unternehmenszentrum mit der Auflage zu bezahlen, daß in diesem Zeitraum 150 bis 300 Arbeitsplätze geschaffen werden müssen.

Peter Hüttl, Projektleiter des Zentrums, sieht endlich, nach einem halben Jahr intensiver Bemühungen, einen Lichtstreif am Horizont. Podiumsdiskussionen in umliegenden Sparkassen, eine eigene Zeitung — die über Firmen im Unternehmenszentrum berichtet - und Briefe an Betriebe im Weinviertel bringen erste Erfolge. Anfragen und Interesse mehren sich. Nach der vorrangigen Verpflichtung gegenüber Siemens sollen die Dienstleistungen auch Unternehmen außerhalb des Zentrums kostenlos angeboten werden. Voraussetzung dafür ist, daß Geldgeber gefunden werden können, die sich bereit erklären, pro geschaffenem Arbeitsplatz, oder für eine bestimmte Zeit eine gewisse Summe an Job Creation Österreich zu bezahlen.

Wie es jetzt aussieht, bietet sich eine Galgenfrist von drei Jahren für ein Projekt, für eine ganze Region an. An allen Beteiligten wird es liegen, eine Chance wahrzunehmen. Ein ernstzunehmender Versuch, wie geplante Projekte für Wien und die Steiermark zeigen.

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