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B asisgemeinden unter der Lupe

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„Basisgemeinde“ ist eines der Reizwörter im nachkonziliaren Katholizismus, die sofort heftige Emotionen wecken. Vor allem in Österreich verbreitet das Wort Basisgemeinde noch immer einen Schwefelgeruch von Revolution und marxistischer Unterwanderung. Die meisten assoziieren sofort den Namen des Exabts von San Paolo fuori le Mura, Franzoni, mit der Bewegung der Basisgemeinden. Oft sind die Berichte der Massenmedien, die naturgemäß an der Oberfläche des Phänomens hängenbleiben, die einzige Informationsquelle.

Um so begrüßenswerter ist es, daß der Verlag Styria jetzt den Paperback-Band Rafael Kleiners über die Basisgemeinden herausgebracht hat. Kleiner, ein Benediktiner aus Salzburg, lehrt seit 1972 an der Päpstlichen Universität Sant’ Anselmo in Rom. Er hat das Aufblühen und die Probleme der römischen Basisgemeinden hautnah miterlebt und dieses Erleben in eine fundierte, historisch-theologisch-soziologische Analyse eingebracht.

niemer Konzentriert seinen uericnt auf Italien und auf die Stadt Rom. Viele Klischees über den italienischen, vor allem den stadtrömischen Katholizismus werden zurechtgerückt, der postkonziliare Aufbruch in der Kirche Italiens geschildert. Am Beispiel der römischen Basisgemeinden geht der Salzburger Benediktiner, der noch keinen Zweifel an seiner Sympathie für die neue Basisbewegung läßt, pro und contra durch, zeigt die Nuancen auf.

Für manchen Leser wird es überraschend sein, daß auch Österreich im Weltpanorama der Basisgemeinden am Beginn des Buchs vertreten ist: Kleiner rechnet die Wiener Pfarre Machstraße, die Seelsorgestation St. Johannes der Täufer in Wien-Margareten, die Pfarre Schwechat, das Innsbrucker Kennedyhaus und die Salzburger Stadtpfarre St. Blasius den Basisgemeinden zu.

Wenn auch manche Wertungen Kleiners einseitig sein mögen, die Feststellung in seinem Schlußwort hat Gewicht: „Die Kirche, ohne die und gegen die niemand Christ sein kann,

wird ihrer Sendung in dieser Welt nur dann gerecht werden, wenn sie durch unzählige lebendige Zellen im gesellschaftlichen Gewebe anwesend ist und sich nicht in ihre selbstgebastelte Sonderwelt einschließt.“

Eigentlich eine Pflichtlektüre für jeden, der nach den „Zeichen der Zeit“ Ausschau hält.

BASISGEMEINDEN IN DER KIRCHE. Was sie arbeiten, wie sie wirken. Von Rafael Kleiner. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln. 280 Seiten, öS 259.-.

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