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Ball im Savoy

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So wie zwei andere bedeutende Operettenkomponisten, nämlich Franz Lehär und Leo Fall, kam auch Paul Abraham auf dem Weg über die ernste Musik zur Operette, bei der er den ihm bei seriösen Orchester- und Kammermusikwerken versagten Erfolg in hohem Maß errang. Neben „ViktoHa und ihr Husar** und der „Blume von Hawaii“ Hat der „Ball im Savoy“ seinen Ruf als Komponist der heiteren Muse begründet. Die letztgenannte Operette hat jetzt das Raimundtheater als Eröffnungsvorstellung der Saison 1971/72 gewählt und damit eine gute Wahl getroffen: Abraham hat in seine in der silbernen Operettenzeit entstandene Musik so viel Schmiß und schlagermäßigen Zündstoff eingebaut, daß es für einen Abend — ohne merkliche Längen — ausreicht, und die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit einem Star vom Rang der Marika Rökk ist so einmalig, daß man darüber Outrieren und knalliges Pointenservieren der Künstlerin sowie ihr An- die-Wand-Spielen des übrigen Ensembles gar nicht gewahr wird und sich, ob man will oder nicht, fast ausschließlich auf die von der Rökk glänzend gespielte, getanzte und sogar gesungene Rolle der amerikanischen Schlagerkomponistin Daisy konzentriert

Als Gradmesser für die grandiose Leistung der das Wort „altem“ anscheinend nicht kennenden Allround- Künstlerin wäre die übrige Besetzung heranzuziehen, die sich mit der damenhaft vornehmen Katja Usunov und der temperamentgeladenen Silja Mellanen, beide gesanglich und darstellerisch voll entsprechend, mit dem jungen Referendar Celestin des neu engagierten Gerhart Lentners, dem sympathischen Spiro Makri, dem sein Metier als Buffo bestens beherrschenden Bob Franco und den Herren Kolmann und Böhmer in Episodenrollen als eine diesmal recht gute Raimundtheatergamitur durchaus sehen lassen kann.

Zu dem von Hugo Wiener textlich aufpolierten Libretto — „Fledermaus“- und „OpembalT’-Situationen schauen ihm über die Schulter — paßt die mit einigen netten Einfällen aufwartende Regie Fred Rauls, hübsche Bühnenbilder steuerte der gute Hausgeist Ferry Windberger, elegante Kostüme Gerdago bei, die nicht zuletzt in dem von Karol Toth choreographierten Ballett mit dem Star Trude Köhler bestens zur Geltung kamen. Herbert Mogg und sein Orchester waren mit viel Ambition bei der Sache.

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