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Ballettpointen

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(Staatsoper, Wien) Gleich bei der ersten Wiederholung des Ulysses-Balletts von Haubenstock-Ramati gab es einen zusätzlichen Effekt, als am vergangenen Dienstag wenige Minuten vor Schluß des Stückes und des Abends die Scheinwerfer erloschen und die Lautsprecher verstummten: Bei gespenstischer Notbeleuchtung exekutierte Rudolf Nurejew, ganz Profi und mit souveräner Sicherheit, sein Finalsolo. Diesmal gab es nur begeisterten, durch keinerlei Buhrufe gestörten Applaus. 1

Ein voller Erfolg wurde auch der nächste Abend der Ballettwochen. Nach John Neumeiers prunkvollem „Don Juan“ auf Musik von Gluck und de Victoria mit Bühnenbildern und Kostümen Sanjusts, in denen Susanne Kirnbauer, Franz Wilhelm, Heinz Heidenreich, Marieluise Jaska und Robert Minder brillierten, erwies sich Hans van Manens „Grand Trio“ auf Schubert-Musik - was Inhalt, Form und Gestaltung betrifft - als ein Meisterwerk, dem man Dauer voraussagen kann. Von den sieben Paaren seien wenigstens die Damen Cech, Scheuermann, Maar, Haslinger, Schüller, Steiner und Szameit genannt.

Ein Pas de deux aus dem langweiligen, 120 Jahre alten Blumen-festballett von Bournonville diente einzig dazu, der jungen Gabriele Haslinger Gelegenheit zu geben, als Nurejews Partnerin zu glänzen. An letzter Stelle im Programm, aber an erster, was Choreographie und Wiedergabe betrifft, rangieren die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von Maurice Bejart nach Mahlers raf-

finiert-volkstümlicher Musik. Hier konnte Nurejew intensive, faszinierende Ausdruckskunst zeigen. Sein nobel zurückhaltender, aber nicht minder expressiver Partner war Michael Birkmeyer. Beide schienen sichtlich animiert vom Schöngesang Georg Tichys und dem unvergleichlichen Spiel der Philharmoniker unter Stefan Soltesz. Das war die zweite Pointe dieser ersten Ballettwoche.

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