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Burckhardts Manuskript

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Im Wintersemester 1870/71 hörte Friedrich Nietzsche, selbst schon Ordinarius in Basel, die Vorlesung „Uber das Studium der Geschichte“, die sein „verehrungswürdiger Freund Jacob Burckhardt“ dort hielt.

Von seinen Berliner Lehrern Johann Gustav Droysen und Leopold Ranke hatte Burckhardt viel gelernt. Geschichte bedeutete so auch ihm nicht ein Sammelsurium von „Thatsachen“, sondern das kontinuierliche, komplexe Geschehen, zu dem sich die politischen, religiösen und kulturellen Ereignisse verknüpfen.

Unter . dem Titel „Weltgeschichtliche Betrachtungen“ wurde 1905 aus dem Nachlaß Burckhardts von dessen Neffe, Jacob Oeri, das vielfach gewandelte, dreimal vorgetragene Manuskript zum Studium der Geschichte publiziert. Oeris glättende und straffende Überarbeitung jedoch ließ den Eindruck einer einheitlich konzipierten Abhandlung entstehen. Diese Ausgabe blieb maßgeblich, bis Peter Ganz auf die Handschriften zurückgriff, um die Texte authentisch zu edieren. Es entstand dabei zwar nicht ein neues Burckhardt-Bild, aber die Wege und Umwege, Widersprüche und Selbstkorrekturen seines Denkens wurden sichtbar.

Laien wie Fachleuten ermöglicht diese textkritische Präsentation differenzierten Einblick in die verschiedenen Phasen der Betrachtungen: ein Gewinn, der die Mühe erschwerter Lektüre allerdings lohnt.

UBER DAS STUDIUM DER GESCHICHTE. Von Jacob Burckhardt. Der Text der „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ nach den Handschriften herausgegeben von Peter Ganz. Verlag C. H. Beck, München 1988. 582 Seiten, öS 280,80.

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