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Chinas Erfolg mit „Perestrojka“

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Seit rund drei Jahren ist Michail Gorbatschows Perestrojka in aller Munde. Für den „kleinen Mann“ auf der Straße der Sowjetunion ist eine sichtbare Verbesserung der Versorgungslage bis jetzt jedoch ausgeblieben. Obst, Gemüse und Fleisch bleiben Mangelware.

Warum? Lassen sich Reform und Planwirtschaft dort doch nicht verbinden? Das fragte auch kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und verglich Gorbatschows „Perestrojka“ mit der besser gelungenen chinesischen Wirtschafts-, reform:

• China startete 1980 mit der Privatisierung der Landwirtschaft. Der wiederentdeckte Erwerbssinn der Bauern ließ Erträge und Einkommen der Landbevölkerung rasch in die Höhe klettern.

Die Sowjetunion begann hingegen mit einer harten Industriereform. Die Arbeiter wurden plötzlich mit dem „Zusperren“, dem Verlust des Arbeitsplatzes, konfrontiert, mit Leistungsdruck und Preiserhöhungen. Von einer Privatisierung der Landwirtschaft ist hingegen bislang nur die Rede.

• China privatisierte danach das Kleingewerbe. Die dörflichen Genossenschaften wurden aus dem Joch der zentralen Planwirtschaft entlassen. Innerhalb von drei Jahren füllten sich die Regale, wurden die Warteschlangen vor den Geschäften kürzer.

In der Sowjetunion erfolgte bisher keine wirkliche Liberalisierung des Kleingewerbes und des Handels. Nach wie vor stehen die ländlichen Genossenschaften unter zentraler Planung. „Ausbruchsversuche“ werden von der Bürokratie erstickt.

• Erst vier Jahre nach Beginn der Reformpolitik wagte sich die chinesische Regierung an den großen Brocken einer Industr ieumgestaltung. Diese macht dem Land laut FAZ auch derzeit noch die größten Probleme. Nach wie vor halten die um ihre Privilegien kämpfenden Bürokraten die Industrieunternehmen fest im Griff. • China senkte außerdem seine Militärausgaben von zehn auf sieben Prozent des Bruttosozialproduktes. Die Sowjetunion hingegen liegt mit 15 Prozent doppelt so hoch.

Chinas Marschroute mit Privatisierung und Einkommensverbesserung an der „Basis“ erweist sich offensichtlich schon heute als der bessere Weg.

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