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Christkind in Mülltonne und Warenhaus

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Das Christkind in der Mülltonne und im Warenhaus -wenn heuer auch nur drei Adventsonntage zur Verfügung standen (der Abend des vierten mündet bereits in die „stille Nacht, heilige Nacht“), so sorgte Anton Fellners Kirchenfernsehen doch dafür, daß der Zuschauer (so er wollte) zwischen Österreich-Bild und ZiB 1 wenigstens einen Anstoß zum Nachdenken, eine Anregung zur Besinnung im vorweihnachtlichen Trubel erhielt.

Bethlehem ist überall* - die Geschichte mit dem Säugling in der Mülltonne hat sich ereignet, wenn auch nicht bei uns. Aber sollen wir drüber wegwischen, wenn es sich „nur“ um einen Palästinenserjungen gehandelt hat, der heute in einem israelischen Kinderdorf mit seinen jüdischen und christlichen Altersgenossen herumtollt?

Der Sandler in Hermann Lanskes Film stößt ebenfalls zunächst auf Ablehnung, als er seinen unerwarteten Fund, das Baby aus der Mülltonne, wieder los werden will - aber dann siegt doch das Mitleid und es findet sich „einPlatz in der Herberge“. Sind die Kundinnen des Nachtcafes doch die besseren Menschen?

Zum mindesten sind sie noch mit einem natürlichen Gefühl begabt für das, was zu tun ist - besser als jener Warenhausmanager, der eine Woche später das „Christkind“ aus einer Schar von anbietenden Müttern aussucht, um es, zwischen „Maria“ und „Josef künstlerisch drapiert, „live“ unter „Stille-Nachf'-Klängen für einen besseren Umsatz werben zu lassen.

Warum fiel gegen diese beiden Streifen der dritte ab? War es die zu dick aufgetragene „bürgerliche Weihnachtsgemütlichkeit“, der der sarkastische Strich der Krippen-Show fehlte?

Lag es daran, daß der Übergang vom Spiel zum Doku-mentarteil im ersten Beitrag fugenlos erfolgte, im zweiten überflüssig war, wo die bittere Satire mehr Wirkung versprach als jede „Moral von der Gschicht“, im dritten aber zu abrupt erfolgte, zu aufgeklebt wirkte?

Ergänzen wir noch, daß kurz vor Beginn des Advents das Kirchenfernsehen, wenn auch sonntags spätabends, den hervorragenden englischen Film über das Turiner Grabtuch präsentierte, eine Dokumentation, die alle im Herbst während der Ausstellung der Reliquie im Turiner Dom aufgerollten Forschungsergebnisse zusammenfaßte und beim halbwegs interessierten Zuschauer nur ein schauerndes Amen provozieren konnte.

Ergänzen wir, daß Jos Rosenthal noch am 22. Dezember Naturwissenschaftlern die Frage stellen wird: „Gibt es Gott?“, und am 23. Künstler auffordert: „Laßt uns nach Bethlehem gehen!“, um mit ihnen den Sinn von Weihnachten in unserer Zeit zu untersuchen.

Alles zusammen - gemeinsam mit Herbert Weissenber-gers „Orientierung“ und den „Fragen des Christen“ - unter-, streicht die Qualität und Funktion des Kirchenfernsehens als integrierter Bestandteil des Fernsehprogramms mit der Aufgabe, die Menschen zum Nachdenken anzuregen.

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