Contra Hintergrund- gespräch ade

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Hintergrundgespräche mit Politikern sind eine sinnvolle Einrichtung. Während Frage-Antwort- Interviews zu Reduktion und Effizienz zwingen, herrscht bei hintergründigem Plaudern ein entspannterer Modus. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer weiß, dass gefallene Sätze nicht wörtlich gedruckt werden, spricht unbekümmerter und freier. Journalisten kommen so – auch zwischen den Zeilen – zu Informationen, die ihnen sonst verwehrt blieben; Politiker erhalten im Gegenzug Gelegenheit, ihre Positionen präziser, differenzierter darzustellen als in einem Interview: beide Seiten profitieren – solange die Journalisten konsequent kritisch- hinterfragend und die Politiker integer bleiben.

Dass Kanzler Kurz jüngst ein Hintergrundgespräch dazu nutzte, ohne jeden Beleg den Spin einer angeblich rot unterwanderten Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zu verbreiten – nach dem Motto: So zitiert mich niemand, aber die Botschaft wird schon hängen bleiben – ist ein Missbrauch dieser Übereinkunft. Zu einem demokratiepolitisch besorgniserregenden Zweck: Der Schwächung der Justiz und der Gewaltenteilung im Sinne von „Checks and Balances“, wie man das – einige Stufen weitergedreht – aus autoritären Demokratien wie Ungarn und Polen kennt. Zu veröffentlichen, was der Kanzler an jenem Abend sagte, war deshalb wichtig. Um bereits geringste Desavouierungsversuche einer gut funktionierenden Gewaltenteilung öffentlich zu machen. Und um eine Gesprächsform nicht zu verlieren, die dem Journalismus nützen soll – dessen Aufgabe es ist, die Qualität ebendieser Gewaltenteilung so hell wie möglich auszuleuchten.

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