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„Dein Freund und Helfer

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Erschöpft von des Tages Mühen komme ich nach Hause und wundere mich. Meine Wohnungstür ist beschädigt.

Böses ahnend, betrete ich die Wohnung. Unwillkürlich stellt sich ein unangenehmer Druck in der Magengegend ein. Ich spüre: Da ist etwas nicht in Ordnung. Dieses Gefühl wird durch einen weißen Zettel mit fremder Handschrift bestätigt, der im Vorzimmer liegt.

Mir wird schwarz vor den Augen, während ich den Text lese:

,Jhre Wohnung wurde 'wegen eines Todesfalles von der Feuerwehr geöffnet. Näheres WZ. Lichtentalergasse

4.5990.”

Eine derartige Nachricht läßt nur einen Schluß zu: einem Familienangehörigen ist ein tödliches Unglück zugestoßen. Grund genug, daß mich vor Schreck fast der Schlag trifft. Der Notarzt muß kommen, um Beruhigung einzuspritzen.

Gott sei Dank, Kind und Kegel leben! Aber eine alte Nachbarin hat sich in den Lichthof gestürzt, vielleicht, um ihrer leidvollen Krankheit ein Ende zu machen.

Ich sehe es ein: Wenn es um die Rettung eines Menschenlebens geht (daß die Arme längst tot war, konnte niemand wissen), ist der schnellste und kürzeste Weg oft zu lang.

Daß dieser wirklich nur der durch mein Badezimmer ist, sehe ich schon weniger ein, zumal sich nach dem Aufbrechen meiner Wohnungstür schließlich doch ein Eingang in den Lichthof durch ein Kellerlokal fand, durch welchen die Leiche geholt werden konnte.

Was ich aber absolut nicht einsehe, ist die Art und Weise der Nachricht von diesem tragischen Ereignis. Die Formulierung, die für jeden ein Schockerlebnis bedeuten muß, weil er zuallererst nur an einen seiner Mitbewohner denkt, ist schlicht gesagt skandalös und nicht, wie ein Beamter der Wiener Polizeidirektion meinte, „ungeschickt”.

Ein Polizist, der mich in seiner Gedankenlosigkeit zu Tode erschreckt, ist kein .JFreund”, sondern eine Gefahr für die ihm anbefohlenen Bürger.

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