Vincent van Gogh schrieb in ei- nem seiner Briefe an seinen Bruder Theo: „Es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, daß meine Bilder mehr wert sind als das Geld für die Farbe." Jetzt, hundert Jahre nach seinem Tod, ist er wohl einer der allerpopulärsten Künst- ler, sein Werk wird im Rahmen einer großen Retrospektive in Holland präsentiert, in anderen Ländern Europas finden zahlreiche ihm gewidmete Ausstellung statt.
Genau der richtige Zeitpunkt für das Erscheinen einer neuen Bio- graphie. Obwohl - oder vielleicht gerade weil - Vincent in seinen Briefen Gedanken und Ansichten äußert, die einen tiefen Einblick in sein Leben und die Entstehung sei- ner Werke bieten, gibt es zahlreiche populäre und wissenschaftliche Bücher über ihn und sein Werk. Das Buch von Irving Stone wurde sogar verfilmt. Gewiß ist es einfa- cher, eine gut aufbereitete Biogra- phie zu lesen, als sich mit den drei Bänden seiner gesammelten Brie- fe auseinanderzusetzen, doch erfahren wir durch seine eigenen Worte nicht mehr und Unver- fälschteres?
Der Vorteil der Biographie ist allerdings das Erfassen von größe- ren Zusammenhängen aus heutiger Sicht. Und genau das gelingt David Sweetman sehr gut: Er beschreibt das Umfeld des Malers, die ver- schiedenen Kunstströmungen sei- ner Zeit, und es gelingt ihm, Zu- sammenhänge zu Zeitgenossen herzustellen und so Vincents Werk aus einem weiteren Blickwinkel zu betrachten. Eingehend befaßt er sich auch mit der Zeit nach Vin- cents Tod, die Anstrengungen der Familie, seine Bilder bekannt zu machen.
Sweetman ist Kunsthistoriker und Schriftsteller; er verfügt über ein profundes Wissen über die „Nachimpressionisten" und Weg- bereiter der Moderne.
VINCENT VAN GOGH. Von David Sweet- man. Claasen Verlag, Düsseldorf 1990.407 Sei- ten, öS 374,40.
