Immer wieder hört und liest man: Diese oder jene Sendereihe, Serie und so weiter hat seit Beginn die soundso vielte „Folge“ erreicht (was bei „runden“ Zahlen meist gebührend gefeiert wird). Auch kann man beim Start eines Fortsetzungsprogramms durch Ansage oder Pressenotiz erfahren, wo und wann die „erste Folge“ ausgestrahlt wird. In jedem Fall ist damit nicht das gemeint, was gesagt oder geschrieben wird, sondern die Nummer zuvor — beim letztgenannten Beispiel also der erste Teil. Ein kleiner, aber wesentlicher Unterschied. Doch nimmt man es nicht so genau in den Funkhäusern. Und wundert sich dann, wenn Verwirrung entsteht, in deren Folge solche „Folgen“ leicht Folgen haben können, die nicht eintreten, würde man nur der Logik folgen.
Die Folge ist ein Teil des Ganzen, das aus unterschiedlichen Gründen — etwa wegen seines beträchtlichen Umfangs, der langen Dauer — nicht auf einmal, sondern nur stückweise dargeboten werden kann. Sie ist das Glied einer Reihe, die bereits begonnen hat. Um von Folge sprechen zu können, muß schon etwas voraus-, überhaupt etwas vorgegangen sein. In diesem „Vorgang“ hat sie ihren Grund. Nach dem Kausalgesetz ist sie die Wirkung einer Ursache, nicht diese selbst (erst in der weiteren Entwicklung kann auch sie das werden). Man darf sie ‘also nur im Zusammenhang, in Verbindung mit Vorherigem sehen.
Im Gefüge des Ganzen hat die Folge einen bestimmten Platz. Zur Orientierung wird sie numeriert, mit einer Ordnungszahl versehen. Bei Serien spricht man daher von der 20., 50. oder 100. Folge. Natürlich gibt es auch die „erste Folge“, doch nicht so, wie sie hierzulande begriffen wird, sondern wie sie logisch verstanden werden muß — als der zweite Teil. Die „erste Folge“ ist ja bündig, d. h., mit etwas verbunden, von ihm abhängig. Wie schon aus der Bezeichnung hervorgeht, folgt sie auf etwas — nämlich den ersten Teil, der der Anfang ist. So, wie fälschlicherweise bei uns gebraucht, hat sie aber nichts vor sich, kann sie deshalb auch nicht folgen, ist sie überhaupt keine Folge.
Denn da stimmen die Ordnungszahlen mit der tatsächlichen Ordnung nirgends überein. Was bei uns die „erste Folge“ heißt, ist in Wirklichkeit der „zweite Teil“.
