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Die Länder und ihre ORF-Wünsche

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Aus Anlaß der noch immer nicht entschiedenen Frage der Fern-sehregionalisierung im Rahmen des ORF hat die FURCHE Österreichs Landeshauptleute um ihre Meinung gebeten. An sie wurde vor allem die Frage gerichtet, ob sie die von Generalintendant Otto Oberhammer 1974 angekündigte TV-Regionalisierung durch Sendertrennung für aussichtsreich hielten und was sie sich persönlich von einer TV-Regionalisierung erwarten würden. Für Wien richteten wir die Fragen an Stadtrat Peter Schieder.

WILFRIED HASLAUER, Salzburg: Eine Regionalisierung durch Sendertrennung halte ich auf keinen Fall für verfrüht oder aussichtslos, wenn mit bestem Willen und guten Leuten daran gearbeitet wird. Von der Regionalisierung erwarte ich mir eine Stärkung des bundesstaatlichen Prinzips, das mehr ist als nur eine Frage der Kompetenzverteilung, sondern alle Lebensbereiche eines Staatswesens zu durchdringen vermag. Dazu gehört natürlich auch eine umfassende Information über den lokalen Bereich.

THEODOR KERY, Burgenland: Mehr Information über den lokalen Bereich ist immer wünschenswert. Den Begriff Kultur-Provinzialismus lehne ich in jedem Zusammenhang ab, da er in sich Voraussetzungen enthält, die einem Zentralismus Vorschub leisten - und dieser ist in jedem Fall unerwünscht. Allgemein muß zur Frage der Regionalisierung festgestellt werden, daß die ständig neuen Entwicklungen eine Lösung verzögern und komplizieren werden. Mangelnde Elastizität und voreilige Entscheidungen könnten sich als sehr nachteilig erweisen.

HERBERT KESSLER, Vorarlberg: Nach den Informationen der letzten Zeit scheint die Regionalisierung des Fernsehens im Wege der Sendertrennung auf entscheidende politische Schwierigkeiten zu stoßen. Die Sozialisten sind offensichtlich nicht bereit, für die Regionalisierung des Fernsehens grünes Licht zu geben. Das ist aus

Ländersicht überaus bedauerlich. Ich sehe in der Regionalisierung des Femsehens eine echte Möglichkeit, entscheidend mehr Information über den lokalen Bereich zu vermitteln.

ANDREAS MAURER, Niederösterreich: Die von Generalintendant Oberhammer angekündigte Regionalisierung durch Sendertrennung halte ich für notwendig. Ich erwarte mir davon mehr Informationen und Berichte aus dem unmittelbaren Lebensraum einer Region.

FRIEDRICH NIEDERL, Steiermark: Wir wissen in der Steiermark, daß rund 70 Prozent der Landesbevölkerung eine Fernsehregionalisierung wünschen, und zwar vor allem in der Berichterstattung und auf dem Kultursektor. Das ist ein verständlicher Wunsch: Es gibt ja auch nicht nur ein zentral produziertes Hörfunkprogramm, sondern auch ein Ö-Regional.

JOSEF RATZENBÖCK, Oberösterreich: Ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Daher glaube ich, daß eine Regionalisierung des Fernsehens Wirklichkeit werden wird. Ich fühle mich darin bestärkt, daß einzelne Landesstudios - und das Beispiel Oberösterreich ist typisch dafür - bereits Ausbaumaßnahmen in Hinblick darauf unternehmen. Es wäre deshalb sinnvoll, wenn den baulichen und technischen Vorbereitungen auch im Programmbereich Taten folgen würden. Unter „Regionalisierung des Fernsehens“ verstehe ich nicht, daß das Landesstudio täglich ein abendfüllendes Programm produziert. Mir geht es darum, Lokalinformationen aus dem Bundesland für das Bundesland auszustrahlen, wobei die Sender der einzelnen Bundesländer auseinandergeschaltet werden.

PETER SCHIEDER, Wien: Es stimmt nicht, daß eine Regionalisierung des Fernsehens nur durch Auseinanderschalten der Sender erreicht werden kann. Regionalisierung bedeutet vor allem einen inhaltlichen Auftrag, in den Gesamtprogrammen verstärkt auch Themen aus einzelnen Bundesländern zu behandeln, um so auch verbindend die Vielfalt dieser Republik darzustellen. Die genauen wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen für ein Auseinanderschalten können derzeit noch nicht exakt gesagt werden. Daher kann man zum jetzigen Zeitpunkt einer Sendertrennung im TV-Bereich nicht zustimmen.

LEOPOLD WAGNER, Kärnten: Derzeit dürften für eine Realisierung der Ankündigung von Dr. Oberhammer keine Voraussetzungen gegeben sein. Vor allem, weil die Begriffe Regionalisierung und Lokalisierung noch nicht klar abgegrenzt sind. Es liegt im Interesse Kärntens, einer betonten Regionalisierung das Wort zu reden, um damit das politische, kulturelle und sportliche Geschehen der gesamtösterreichischen Bevölkerung zu vermitteln. Einer Lokalisierung, die diese Möglichkeiten automatisch weiter einengen würde, ist nicht das Wort zu reden.

EDUARD WALLNÖFER, Tirol: Aus Tiroler Sicht würde ich die Realisierung der Regionalisierung des Fernsehens begrüßen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß jedes Landesstudio zuerst einmal ein dreißigminütiges lokales TV-Programm, eine Art Tagesschau, produziert und darüber hinaus bei besonderen Anlässen für den Sendebereich des Bundeslandes auch Live-Ubertragungen ausstrahlen kann. Dazu könnte ich mir vorstellen, daß in einer späteren Phase hier in Tirol auch noch Berichte aus den unmittelbaren Nachbarländern, etwa von der RAI Bozen, vom Bayerischen Fernsehen und auch aus der Schweiz, interessieren.

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