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Dies ist wie Rassenhab

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Mit monomanischer Zielstrebigkeit geht , Strindberg in seinem Trauerspiel „Der Vater“ an die Schilderung des grenzenlosen Mißtrauens und des gnadenlosen Kampfes um die Macht in einer Ehe. Die Erziehung des Kindes wird hier zum Streitpunkt. Mit sadistischer Perfidie versteht Laura, die Mutter, bei ihrem Mann Zweifel an der Abstammung des Kindes zu wecken, und treibt ihn damit in den Wahnsinn und letztlich in den Tod. Der Kampf der Geschlechter in einer Ehe, deren menschliche Bindungen längst dem Kampf um Eigentum, Macht und dem triebbedingten Haß gewichen sind, wird von Strindberg bis zur Unerträgliehkeit gesteigert.

Volker Krystoph gab dem Zuschauer ein eindringliches Bild des sensiblen Rittmeisters, der im öffentlichen Leben als Befehlender

auftritt, sich aber in der Ehe nicht zu behaupten weiß, schließlich an sich selbst zweifelt und folgerichtig zu Grunde gehen muß. Als Laura, die von Strindberg selbst als Höllenweib bezeichnet wurde, suggerierte Gerti Rathner dem Publikum suggestiv und bedrückend die Frau, die in ihrem Haß, aus der Ohnmacht ihres Geschlechtes heraus mit heimtückischer Kühle ihr Gift wirken läßt. Und man glaubt ihr am Ende, wenn sie behauptet, sie habe nicht nacft einem Plan gehandelt, sondern einfach etwas beseitigen wollen, was ihr im Wege stand. Hier kam keine falsche Hysterie auf, alle Töne und Entwicklungen waren glaubwürdig und beängstigend echt. Der Regisseur Köhn hatte auch die anderen Rollen im ganzen adäquat besetzt, überhaupt gelang ihm eine reife Gesamtinszenierung, selbst wenn er

Reife mit ihr kaum fertig werden kann; Barbara Schalkhammer wurde ihr einigermaßen gerecht. Glaubwürdig und liebenswert war Edtih Boewer als alte Amme mit ostpreußischem Akzent, wodurch zwar ihre naive mütterliche Güte unterstrichen wurde, auch wenn er bei der Situierung des Dramas in Skandinavien verfehlt scheint.

Strindberg läßt hier in seinem ersten naturalistischen Drama, das nicht nur als Befreiungsversuch aus dem eigenen Ehekonflikt verstanden werden darf, die Schuldfrage offen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.

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