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Divide et impera

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Das strategische Rezept ist bekannt: Man treibe einen Keil in eine Gemeinschaft oder in ein Gremium, spalte damit die Konsensfähigkeit und damit die Durchschlagskraft des Handelns, um so die Einflußnahme von außen zu erleichtern. Das Prinzip kennt zahlreiche Anwendungsbeispiele durch die Jahrhunderte. Es erfreut sich der Re-liebtheit, erlaubt es doch ein unauffälliges, auf den ersten Rlick auch unverdächtiges Vorgehen, und ist es frei von (Rrachial-)Gewalt. In den vergangenen 15 Jahren wurde es mit Erfolg von der römisch-katholischen Kirchenleitung angewendet. Zahlreiche Rischofskonferenzen (darunter alle deutschsprachigen) wurden durch die Ein-schleusung gänzlich anders orientierter Mitglieder in ihrer Handlungsfähigkeit gelähmt, sodaß der Zugriff und Durchgriff der Zentralstellen auf das einzelne Ristum unmittelbarer werden konnte. Wenn dann in einem entsprechenden Gremium überdies das Prinzip der Einstimmigkeit herrscht, ist der methodischen Rlockade durch Einzelgänger jede Einschränkung genommen.

Die österreichische Rischofskonferenz beschäftigt sich in diesen Tagen erneut mit der Neuorganisation gesamtösterreichischer Gremien. Die Österreich weite Struktur der Katholischen Aktion (und anderer bundesweiter Dach verbände) ist schon seit geraumer Zeit in Diskussion. Die Versuchung, nach dem bewährten Strategiekonzept zu greifen, scheint groß: Anstelle diözesanübergreifen-der Kompetenz die Rückbindung an die einzelnen Diözesen. Niemand kann dann auf Rundesebene das

Wort ergreifen. Auf lokaler Ebene verkommt vieles zur Relanglosigkeit, aber die Zugriffsmöglichkeit des Ortsbischofs ist praktisch uneingeschränkt. Dann wären wir wiederum beim alten klassischen Kirchenmodell. Wen kümmert es, daß das mit dem letzten Konzil nichts mehr zu tun hat? Aber dieses wollte ja auch die Rischofskonferenzen als regionale Entscheidungsgremien stärken ...

Den Anfängen kann nicht mehr gewehrt werden. Rleibt abzuwarten, ob Österreichs Rischöfe den Trend fortsetzen.

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