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Digital In Arbeit

Schwatzhafte Medien

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Das Verhalten der Medien gegenüber Kardinal Hans Hermann Groer und angesichts der bevorstehenden Obmannwahl am ÖVP-Parteitag sind ein Anlaß, über die Verantwortung der Medien und ihren Umgang mit dem, was sie für Wahrheit halten und vorschnell als solche ausgeben, nachzudenken. Nicht alles, was in den Medien artikuliert wird, ist durch die Informationspflicht und das Recht zur Kommentierung gedeckt. Freilich sind nicht allein die Medien zu verdammen, sondern alle jene, die ihnen in einer Weise Nahrung geben, die zum Widerspruch herausfordert.

Das Breittreten und Wiederholen von Meldungen und Behauptungen gehören ebenso zu den Unsitten einer entgleisten Medienkultur wie die schadenfrohe Lancierung von Berichten, die nicht der Klärung, sondern der Verwirrung dienen und Sensationen um jeden Preis produzieren sollen. Gegenüber der Unkultur der Redseligkeit ist das Schweigen oft eine gute Waffe, selbst wenn man sich durch ein Schweigen zu gewissen Dingen die Möglichkeiten, am Jahrmarkt der Sensationen mitzubieten, entgehen läßt.

Freilich ist die Versuchung groß, das, was sich in der Wirklichkeit abspielt und darbietet, in einem vergrößerten Zerrspiegel zu überbieten, aber zur Befriedigung dieses Bedürfnisses bietet sich ohnehin eine eigene Ausdrucksform, nämlich die Karikatur, an. Allerdings sollte auch diese die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschreiten und Personen nicht in ihrer Menschenwürde kränken.

Schadenfreude und Sensationsgier sind jedenfalls schlechte Ratgeber, selbst wenn sie momentan die gewünschte Wirkung erzielen. Aber sie verderben die guten Sitten und richten auf diese Art mehr Schaden an als sie Nutzen stiften. Jeder, der mit dem Worte umgeht, sollte ständig diese Gewissenserforschung und Güterabwägung anstellen und sich hüten, in das Reißerische abzugleiten.

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