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Eine befreiende Kraft

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In Namibia, dem ehemaligen Südwestafrika, wird die Kirche wegen ihres Engagements für die Freiheit und Unabhängigkeit des Landes steigender Verfolgung ausgesetzt. Das Land ist derzeit von 100.000 südafrikanischen Soldaten besetzt, die sich nicht scheuen, offene Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung anzuwenden. Die von Südafrika eingesetzte Ubergangsregierung hat jede Art von Versammlungen verboten.

„Die einzige Kraft, die die Menschen zusammenhält und ihnen die Möglichkeit der Kommunikation bietet, ist die Kirche“, meint der seit langem in Namibia ansässige und heute in London lebende anglikanische Alterzbischof Tre-vor Huddieston, Präsident der Britischen Antiapartheidbev^egung: „Die in Namibia wirkenden christlichen Kirchen sind in ihrer Haltung zur Befreiung vereint. Laut Huddieston halten alle Kirchen, einschließlich der katholischen, die afrikanische Befreiungsorganisation SWAPO für ein Instrument dieser Befreiung.

Die Tätigkeit des Kirchenrates führt zu Konflikten mit den Behörden. Ein Minister der Regierung, Lukas de Vries, hat vor kurzem eine Untersuchung der Aktivitäten des Kirchenrates angeordnet und erklärt, diese gegen die namibischen Behörden gerichtete Organisation müsse in geeigneter Weise bekämpft werden.

Weiters verbietet die Regierung, das zerstörte Büro des Kirchenrates in der Hauptstadt Windhoek wiederzueröffnen.

„Die Haltung der Kirche in Namibia unter diesen Umständen ist sehr mutig“, erklärte Altbischof Huddieston kürzlich in Wien. Viele Vertreter der Kirche, Bischöfe, Geistliche, aber auch zahlreiche Laien haben dafür mit Verhaftung oder Exilierung bezahlt. Unter ihnen befindet sich auch der frühere Bischof von Namibia, Colin Winter, der vor sieben Jahren gezwungen wurde, das Land zu verlassen. Trotz ansteigender Repressalien setzen die Kirchen ihre Tätigkeit fort, auch in Gegenden, wo kirchliche Bauten und Spitäler zerstört wurden.

Für die rund eine Million Einwohner Namibias, die zu 90 Prozent christlich sind, ist dieses Engagement der Kirche außerordentlich wichtig. Dazu Altbischof Huddieston: „Die Kirchen sind der einzige Ort, wo die in dem enorm großen Land zerstreut lebenden Menschen einander treffen, miteinander Verbindung aufnehmen und gemeinsam beten. Das gibt ihnen die Kraft, vereint für die Befreiung zu kämpfen.“

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