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Welcher Friede?

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Derzeit ist Namibia immer noch eine Kolonie, verwaltet von Südafrika, dem der Völkerbund 1921 die ehemals deutsche Kolonie als Mandatsgebiet übertrug. In der UNO war man von vornherein der Auffassung, daß Namibia zwar unabhängig werden solle, dies aber nur unter der Herrschaft der SWAPO (South West African Peoples Organisation), einer extrem kommunistischen, sich nach Moskau und Kuba orientieren-

den, politischen Partei unter Sam Nujoma, der aus Namibia stammt und in Windhoek Bahnarbeiter gewesen war und sich entschloß mit Hilfe der heute 40.000 Mann starken,von Angola angeheuerten kubanischen Truppen, Namibia mit Gewalt zu besetzen.

Die Regierung in Pretoria hatte nämlich zwar den UNO-Vorschlag angenommen, dem Land mit spätestens 31. Dezember 1978 die Unabhängigkeit zu gewähren. Nicht hat sie aber angenommen, daß ausgerechnet die SWAPO, die ihre Führung nie demokratisch gewählt hatte und sich unter den elf amtlich anerkannten Volksgruppen im Lande nur auf die Ovam-bo, aber auch dort nicht auf alle stützen kann, die Alleinherrschaft'in Namibia antreten sollte.

Die Ermordung des antikommunistischen Häuptlings und Führers der „Turnhallen Allianz“ (DTA), Clemens Kapuuo, geht auf einen Terroranschlag der SWAPO zurück.

Die Demokratische „Turnhallen Allianz“, die in der Turnhalle in Windhoek 1975 als Sammlung einzelner Völker und Volksgruppen des Landes und ihrer demokratisch organisierten Parteien unter großer Beteiligung dieser Volksgruppen, einschließlich der Weißen,gegründet wurde und ein bemerkenswertes demokratisches Programm entwickelte, scheiterte daran, daß die SWAPO jede Beteiligung ablehnte, da sie allein die Macht erlangen wollte. Südafrika organisierte daraufhin allgemeine Wahlen, ohne sich weiter um die UNO zu kümmern.

Um die Fortführung der Turnhallen-Grundsätze, die einen multiethnisch angelegten Staat mit allgemeinem Wahlrecht, aber nach verschiedenen ethnischen Gruppen vorsehen, bemüht sich die Aktionsgemeinschaft AK-TUR, an deren Spitze der Präsident des Exekutivrates der „Legislative Assembly of the Whi-tes“, Jan F. W. Pretorius (von der Nationalen Partei, die auch in Südafrika den Ton angibt und rechts gerichtet ist), steht.

Heute überwiegt schon überall in der Welt die durch nichts zu rechtfertigende Auffassung der UNO, daß für Namibia nur die SWAPO vertretungsberechtigt sei und sonst niemand. Auf der anderen Seite besteht die große Abhängigkeit Namibias von der Wirtschaftsmacht Südafrika. Denn Namibia ist, trotz enormer Bodenschätze, die kaum ausgenützt sind, so gut wie nicht industrialisiert und ausgesprochen

arm, wobei nur die Weißen einen Wohlstand aufweisen.

Namibia hat insgesamt eine Fläche von 823.144 Quadratkilometer. Die Bevölkerung erreicht etwa eine Million Einwohner, davon etwa 52 Prozent Ovambos in dem stärker besiedelten Norden an der Grenze zu Angola. Hinzu kommen noch etwa 300.000 Bantu-Angehörige (Kavango, Herero und Tswana).

Felix Ermacora spricht in seinem 1981 erschienenen Buch über Namibia von 73.454 Weißen, davon 30.000 Deutsch-Südwestern, Robert von Lucius in einem soeben herausgekommenen Werk nennt nur 20.000 Deutsche.

Namibia ist heute praktisch von Südafrika besetzt. Die Südafrikaner rechtfertigen wiederum ihre Präsenz mit dem Hinweis auf die Terrortätigkeit der SWAPO. Wie soll das Land unter solchen Umständen wirklich unabhänig werden?

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