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Endlich original

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(Staatsoper, Wien; „Idomeneo” von Wolfgang Amadeus Mozart) Nikolaus Harnoncourt feierte sein Staatsopern-Debüt mit Mozarts „Idomeneo” und nahm sich dafür — gemeinsam mit Regisseur Johannes Schaaf und Bühnenbildner David Fielding — des erst 1981 wieder aufgefundenen, vier-einviertel Stunden dauernden Originals an. Diese Fassung zeigt den klaren Bau des dreiaktigen Dramma per musica in seiner strengen symmetrischen Schönheit, das kunstvolle Wechselspiel von Arien, Rezitativen und Chören, mit den originalen Aktschlüssen und dem Krönungsballett als Finale läßt Mozarts musikalische Logik, seine raffinierte Charakterisierungskunst und Dramaturgie erkennen.

Harnoncourt gelang mit einem hochkarätigen Mozart-Sängerensemble eine musikalisch hinreißend schöne, harmonisch ausgewogene Wiedergabe, in der Sänger wie Peter Schreier (Idomeneo), Delores Ziegler (Ida-mante), Suzanne Murphy (Elett-ra) und Marie McLaughlin (Ilia) Maßstäbe setzen. Johannes Schaaf und David Fielding gaben ihrer szenischen Anatomie dieses Mythos vom unseligen Königs-schwur zeitlose Gültigkeit, ja, Modernität.

Gefährlich wie eine drohende politische Enthüllung von heute lastet Idomeneos Gelübde über dem Drama, das erste Wesen, das ihm begegne, dem Gott Neptun zu opfern: Es ist sein Sohn Idaman-te. Daraus entwickelt Schaaf ein Drama der Zwänge, Neurosen, des sinnlosen Menschenschlach-tens und des Terrors. Und Fieldings Königreich Kreta bietet dazu in seiner kalten Monumentalität, in seinen strengen Räumen und in der kalten Ironie seiner Bildzitate den perfekten Rahmen. Auch bei ihm bleiben fast unlösbare Details: die Erscheinungen des Gottes im tobenden Meer und des Menschen verschlingenden Ungeheuers, das

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