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Entschwefelung hat die Tests bestanden

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Seit dem 16. Oktober des Vorjahres ist der Bau des Kraftwerkes Dürnrohr in das Endstadium seiner Fertigstellung eingetreten. Die Komponenten des Kraftwerkes, vor allem die Anlagen zur Reinigung der Rauchgase, wurden bereits durchgetestet. Ein erstes Ergebnis liegt nun vor. Es beweist, daß die Entschwefelungsanlage den vorgeschriebenen 90prozentigen , Wirkungsgrad einhält und alle Meßinstrumente zur Bestimmung einer eventuellen Luftverschmutzung einwandfrei funktionieren. Noch heuer soll das Kraftwerk in Betrieb gehen. Zuvor aber muß auch noch die Entstickungsanlage erprobt und eingebaut werden.

Bekanntlich enthalten Rauchgase Schadstoffe. Es handelt sich dabei um Stickoxid und Schwefeldioxyd, die 0,1 Prozent der gesamten Rauchgasmenge ausmachen und von den Wissenschaftlern zum Teil für die Entstehung des sauren Regens verantwortlich gemacht werden. Diese Schadstoffe werden nun in Dürnrohr, soweit es nach modernsten technischen Erkenntnissen möglich ist, aus dem Rauch entfernt.

Die Technik der Entstik-kung, die im Kraftwerk Dürnrohr angewendet wird, stammt aus Japan. Sie funktioniert so: Das Stickoxid wird mit Hilfe von Ammoniak und Sauerstoff in harmlosen Stickstoff (ein Bestandteil der Luft) und Wasser umgewandelt. Das geht nicht ohne Katalysatoren. Ein Katalysator ist bekanntlich ein Stoff, der den Ablauf einer Reaktion herbeiführt, ohne sich dabei selbst zu verbrauchen oder zu verändern. Katalysatoren für Entstickungsanla-gen wurden bisher nur in Japan entwickelt und gebaut. Das dort vorhandene Know-how, japanisches Erfahrungswissen, wird in Dürnrohr genützt.

Anfang dieses Jahres begann der Einbau der Katalysatoren im Verbundkraft-Block. Die Katalysatoren haben insgesamt ein Gewicht von 554 Tonnen und kosten 125 Millionen Schilling. Sie bestehen aus 312 Modulen, jedes Modul wiederum aus einer Anzahl von Metallplatten, die mit dem Katalysatormaterial beschichtet wurden. Fertig ist die Montage der Entstik-kungsanlage im Mai, so daß im Juni mit den Erprobungen begonnen werden kann. Auch die Katalysatoren für den NEWAG-Block des Kraftwerkes Dürnrohr werden bereits hergestellt und sollen ab Juni eingebaut werden.

Ein Schwerpunkt der Erprobung diente dem Zweck, die vollautomatische Betriebsbereitschaft der Rauchgasentschwefelungs-anlage nachzuweisen. Dies ist voll und ganz gelungen. Die Entschwefelungsanlage erfaßt die Rauchgase zu 100 Prozent und sondert das Schwefeldioxyd zu wenigstens 90 Prozent ab. Die Erprobungen zeigten vor allem, daß der Anteil des Kraftwerkes bei Vollbetrieb an der Luftverschmutzung selbst äußerst gering ist und im Normalfall höchstens einige Promille bis - bei extremen Wetterlagen - ein bis zwei Prozent beträgt. Wichtig für diesen Nachweis ist die Funktionsfähigkeit des umfangreichen Meß Systems an neuralgischen Punkten des Tullnerfeldes.

Die Daten der Meßstellen werden halbstündig ausgewertet und sind öffentlich zugänglich. Falls Grenzwerte überschritten werden, muß die Leistung des Kraftwerkes zurückgenommen und es im Extremfall abgeschaltet werden. Die bisherigen Erprobungen zeigten jedoch - für die Techniker erwartungsgemäß —, daß die Immission aus dem Kraftwerk minimal ist. Die rund 3,6 Milliarden Schilling, die in Dürnrohr für Umweltmaßnahmen investiert wurden, bewirken gute Resultate.

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