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Erinnerungen an Wien

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Alice Herdan-Zuckmayer erinnert sich vor allem an das Wien vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Aus diesem Wien erzählt sie, und zwar: von ihrer Herkunft» ihrer Mutter, der Burgschauspielerin, ihrer Kindheit und Jugend, ihrer ersten Ehe und dem Beginn der zweiten mit Zuckmayer, zum anderen vom Leben und Wirken ihrer verehrten Lehrerin, der schon vor dem Ersten Weltkrieg berühmten Pädagogin Eugenie Schwarzwald. Ihr pädagogischer Leitgedanke war es gewesen, eine Schule zu schaffen, die nicht Schmerz und Langeweile bringt, sondern nur Freude.

Von zahlreichen Anekdoten führte eine besonders köstliche zum Titel des Buchs, die Geschichte von dem phantasievollen Zeichenlehrer, dem das Unterrichtsministerium die Genehmigung zum Unterricht entzog: „Frau Doktor kämpfte um ihn, und es gelang* ihr, bis zum Minister vorzudringen. Sie stand vor ihm und riefe ,Exzellenz, Oskar Kokoschka ist ein Genie! Man weiß es nur noch nicht.“ Er antwortete: .Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen.“ “ Noch mancher, der später berühmt wurde, unterrichtete an der Schule, zum Beispiel Adolf Loos und Otto Rommel.

Es wird sich nun einem breiten Leserkreis auch der vorher vielleicht nie vernommene Name Eugenie Schwarzwalds einprägen als der Name einer großen Pädagogin und Philanthropin dieses Jahrhunderts. Der Ausklang ihres Lebens? 1938 emigrierte sie nach Zürich, wo sie einst studiert hatte, dort starb sie, stets von Freunden umgeben, im August 1940.

GENIES SIND IM LEHRPLAN NICHT VORGESEHEN. Von Alice Herdan-Zuckmayer. S. Fischer, Frankfurt 1979, 288 Seiten, öS 218,40.

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