"Die fröhliche Schule": Über das Sichtbare hinaus
Das pädagogische Konzept der Wienerin Eugenie Schwarzwald ist durchaus der Montessori-Lehre ebenbürtig. Das Buch „Die fröhliche Schule“ würdigt die Arbeit der Pionierin deutlich später als vorgesehen.
Das pädagogische Konzept der Wienerin Eugenie Schwarzwald ist durchaus der Montessori-Lehre ebenbürtig. Das Buch „Die fröhliche Schule“ würdigt die Arbeit der Pionierin deutlich später als vorgesehen.
Um die Jahrtausendwende traf die Verfasserin dieses FURCHE-Textes Edith Spitzer, eine ehemalige Schülerin der Wiener Schwarzwaldschule. „Eines Tages“, erinnerte sie sich, besuchte die dänische Journalistin und Schriftstellerin Karin Michaëlis die Schule. „Ich war zutiefst beeindruckt, die Autorin, lebendig und ebenso temperamentvoll wie die Dr. Schwarzwald, zu sehen.“
Ein Buch über die Wiener Schwarzwaldschule entstand danach. Auf Dänisch. Aufgrund des Weltkrieges konnte die deutsche Übersetzung nicht mehr umgesetzt werden. Ein Grund, weshalb die Person Eugenie Schwarzwald, die Leiterin und Gründerin der Schule, über Jahrzehnte zumindest international weitgehend in Vergessenheit geriet. Indes waren ihre pädagogischen und humanistischen Aktivitäten 1938 abrupt und brutal beendet worden – und anders als beispielsweise Maria Montessori hatte sie kein theoretisches Bildungskonzept hinterlassen.
Der Augenblick als Schlüsselmoment
Erst die Forschungsarbeit des Historikers Robert Streibel rückte die Leistungen der Pädagogin, Philanthropin, Aktivistin und Autorin wieder ins öffentliche Bewusstsein. Im Zuge seiner Studie spürte er weltweit ehemalige Schülerinnen und Schüler auf. Edith Spitzer war eine von ihnen. Sie gilt als Zeitzeugin von „Die fröhliche Schule“, einem Ideal, das einst ihre Lehrerin konzipiert und von der dänischen Bestsellerautorin Karin Michaëlis in eine literarische Anleitung beziehungsweise Utopie gegossen wurde: „Wenn Louise (Genia Schwarzwalds Pseudonym) von der Schule heimkam, strahlten ihre Augen …“, schreibt Michaëlis.
„Wissen“, so Michaëlis, „ist ein Gut, das große Zinsen bringen kann.“ Gleichzeitig stellt sie sich die Frage, welches Ziel eine moderne Schule zu verfolgen hat. Angesichts der Beschäftigung mit der Schwarzwaldschule kommt sie zu dem Schluss, dass es die Freude sei, mit der es Kinder zu erfüllen gelte. Jeder Augenblick Lebenszeit sei unwiederbringlich, dem Kind solle sich das Glück einprägen, „den Augenblick zu besitzen und zu genießen“.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!