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Ein Brennpunkt des geistigen und künstlerischen Wien

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Die Schwarzwaldschule hatte mit dem Schwarzwald nichts zu tun. Heute muß man es den Leuten sagen. Im Wien der Jahrhundertwende und der Zwischenkriegszeit war dies nicht nötig - die Pionierin einer modernen Mädchenbildung Eugenie Schwarzwald war ein Begriff. Zu ihren Schülerinnen zählten Hilde Spiel, Helene Weigel (später Bertolt Brechts Frau) und Alice Herdan, die spätere Frau Zuckmayer. Der Zeichenlehrer hieß Oskar Kokoschka, Arnold Schönberg lehrte Harmonie, Adolf Loos hielt Vorträge über Architektur.

Der von Robert Streibel herausgegebene und vorbildlich edierte Bildband „Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis” bringt den Heutigen aber nicht nur die Pädagogin Schwarzwald näher, deren größte Begabung darin bestand, Menschen zusammen- und in Beziehung zueinander zu bringen, sondern läßt auch den Salon Schwarzwald wieder erstehen, ein Zentrum des intellektuellen und künstlerischen Lebens in Wien, und die Fortsetzung dieses geselligen Lebens in den diversen Sommerfrischen.

Das Buch erzeugt starke nostalgische Gefühle und Trauer um all das, was 1938 so abrupt vernichtet wurde. Wir sehen Bobert Musil in seiner Bibliothek - Eugenie Schwarzwald lebt als Ermelinda Tuzzi (Diotima) im

„Mann ohne Eigenschaften” fort. Andere Bilddokumente zeigen uns ein weiteres Mal, daß sich der Erste Weltkrieg an Grausamkeit vom Zweiten nur graduell unterschied, während der grundsätzliche Unterschied darin besteht, daß er Österreich nicht von seinen geistigen Wurzeln abschnitt.

Ein Bildband voll der geistes- und kulturgeschichtlichen Funde, besonders wertvoll für alle, die auf der Suche nach personellen und intellektuellen Querverbindungen sind.

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