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Banksorgen ohne Ende ...

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Blenden wir kurz zurück. ExGeneraldirektor Viktor Müllner soll vor etwa einem Jahr, als ihm bei der Newag das Wasser bis zum Mund stand, mit der Krauland-Bank (Allgemeine Wirtschaftsbank AG.) einen Kreditvertrag zu in Österreich nicht üblichen Bedingungen abgeschlossen haben. Müllner suchte einen 100-Mil-lionen-Dollar-Kredit, für dessen Vermittlung die Krauland-Bank sorgen sollte. Die Bedingungen konnte allerdings nur ein Mann annehmen, der versuchte, sich an dem letzten Strohhalm — oder dem, was er dafür hielt — aus dem Sumpf zu ziehen. Direktor ReteJc verlangte nämlich nicht mehr und nicht weniger, als daß die Newag 25 Prozent des Kredites als sogenanntes Festgeld auf der Bank liegen lassen müsse. (Das soll bei verschiedenen Banken in Amerika so üblich sein.) Retek kreierte auch gleich eine österreichische Variante dieser Kreditspielart. Die Newag mußte, noch bevor sie einen Dollar gesehen hatte, rund 70 Millionen Schiilling — als Festgelder — in der Krauland-Bank deponieren. (So etwas ist hierzulande nur bei Bausparkassen üblich, allerdings aus ganz anderen Gründen.)

Das Dollargeschäft kam schließlich aus verschiedenen Gründen überhaupt nicht zustande. Zuerst gelang es Müllner nicht, für den Dollarsegen die notwendige Bankhaftung zu bekommen. Wiewohl er bereits die Verpfändung der Liegenschaften der Newag angeboten hatte, weigerten sich die Amerikaner, das Geld von Zürich nach Wien zu überweisen. Als Allitsch nun das Erbe Viktor Müllners antrat, war die Finanzlage der Newag trister denn je. Man hatte der Krauland-Bank eine Millionenprovision für einen Kredit gezahlt, den man nie erhalten hatte, außerdem lagen mehr als 70 Newag-Millionen als „Festgelder“ in Reteks Tresoren. Als Dr. Allitsch das Geld zurückforderte, stieß er bei Krauland auf taube Ohren.

Während das Verfahren um Kraulands „Festgelder“ läuft, muß sich die Newag anderwärts um einen entsprechenden Kredit umsehen, schlechter können ja die Bedingungen nicht mehr werden. Im übrigen ist auch das Land Niederösterreich zu weitgehender Haftung bereit.

Banksorgen hat Viktor Müllner nicht nur Generaldirektor Allitsch, sondern auch dem Land Niederösterreich vererbt. Seit Müllners Zeiten als Finanzreferent des Landes unter der Enns hat Niederösterreich rund 100 Millionen Schilling auf der Conti-Bank liegen, auf jenem Geldinstitut, mit dem der Ex-Newagchef einen Großteil seiner Geschäfte abzuwickeln pflegte. In Niederösterreich fragt man sich, warum das Land die 100 Millionen auf der ehemaligen Müllner-Bank liegen läßt, muß es doch anderseits, etwa um den Budgetabgang (rund 175 Millionen) zu decken, bedeutende Kredite aufnehmen. Sollten die 100 Millionen als eiserne Reserve für Katastrophen dienen, dann muß man die ernste Frage stellen, ob die Conti-Bank-Gelder auch jederzeit flüssig gemacht werden können...

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