Die Macht der Bilder

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PR-Fotos zur Bebilderung politischer Berichte sind für den Journalismus ungeeignet, wie der jüngste Fall demonstriert.

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PR-Fotos zur Bebilderung politischer Berichte sind für den Journalismus ungeeignet, wie der jüngste Fall demonstriert.

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Kommen irgendwann auch Gipfel-Berichte von einem Kanzleramts-Pressereferenten? Mit dieser rhetorischen Frage beendet Armin Wolf seinen Info-Tweet, dass die APA-Bilder über den EU-Gipfel von einem Mitarbeiter aus dem Kurz-Tross stammen. Die Kritik des ZIB2-Machers ist berechtigt und auch deshalb über Twitter hinaus bemerkenswert, weil der ORF der größte Genossenschafter der Austria Presse Agentur ist.

Außer der Kronen Zeitung sind fast alle maßgeblichen österreichischen Medien an ihr beteiligt. Sie gilt weltweit als Vorzeigeunternehmen ihrer Branche. Dennoch sorgte sie zuletzt auch mit eigenem Ungemach für Nachrichten: Die APA baut 25 Stellen ab. Das sind zehn Prozent ihrer Beschäftigten. In ihrem Protest dagegen hat die Belegschaftsvertretung davor gewarnt, dass die Qualität der Berichterstattung unter diesem personellen Aderlass leiden werde.

APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger erklärt die Übernahme aus dem Kanzleramt (BKA) aber nicht mit Sparzwang, sondern beschränktem Journalisten-Zugang beim EU-Gipfel. Er verweist auf die klare Quellenangabe „APA/BKA/Arno Melicharek“. Den Hinweis haben fast alle Blätter übernommen.

Dass Medienkonsumenten sich wundern, was diese Aufregung soll, ist ein Teil des Problems. Denn Melicharek stellt seinen Chef nur in ausgesucht vorteilhaften Posen dar. Er produziert PR-Fotos von und für Sebastian Kurz. Wenn Armin Wolf dies besonders aufstößt, liegt das am Wesen von Fernsehen. In Redaktionen von Printmedien lautet die Standardfrage weiterhin: Was ist die G’schicht‘? Für TV-Kollegen war immer schon mindestens so wichtig: Welche Bilder haben wir?

Dieses Bewusstsein ist in Tageszeitungen noch relativ neu (ein Titel wie die FAZ hat erst seit 2007 im Normalfall ein Foto auf der Titelseite). Wenn sie Heile-Welt-Verzerrungen wie Instagram liefern, werden sie unjournalistisch.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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