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Symbol oder Hybris?

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Peter Eisenmans Entwurf für ein Max-Reinhardt-Haus in Berlin sieht aus wie das von einem Wirbelsturm vielfach geknickte, U-förmig zum Boden heruntergebogene Kartonmodell eines Hochhauses. Für das Tokioter Hauptquartier von Nun-otani, einer Gesellschaft für Industri-al Design, entwarf er ein Bauwerk, welches seinen Standort über einer Erdbebenlinie mit einer vielfach geknickten, stellenweise wie eingesunken wirkenden, an einen in einem Beben schwer beschädigten Bau erinnernden Fassade symbolisiert. (Kompromisse mit den Bauvorschriften führten dann zu einem zahmeren Entwurf.)

Der Band „Peter Eisenman - Bauten und Projekte” von Pippo Ciorra vereinigt Arbeiten aus allen Entwicklungsphasen des 1932 in Newark geborenen Architekten. Er ist eine knappe, gute Einführung in dessen Denken und Werk. Mit seinem Projekt für Nunotani treibt Peter Eisenman den

Dekonstruktivismus, dem er zugeordnet wird, auf die Spitze. Die Erdbebensymbolik im Nunotani-Bau balanciert zugleich auf der Kippe zwischen Symbolik und Hybris.

Der Präsident der Firma hatte ein Gebäude mit einer aggressiven zeitgemäßen Erscheinung gewünscht. Solcher Aufforderungen bedarf es aber bei Eisenman nie. Seine Architektur schockiert sehr oft, ob gebaut oder Papier geblieben. Er verwirklicht die Dominanz der Fomen unter die Funktion mit äußerster Badikalität. Er hat sich sozusagen am Punkt des äußersten Ausschlages des von der funktionalen Architektur, Adolf Loos, Walter Gropius und dem Bauhaus zurückschwingenden Pendels positioniert. Bei ihm ist die Architektur zum Ornament geworden. Der Wechsel der Moden könnte mit ihm einst besonders ungnädig verfahren.

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