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Große Architekten
Die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs veranstaltet im Österreichischen Bauzentrum im Palais Liechtenstein die Ausstellung Walter G r o p i u s, die in Photos, Entwürfen und Modellen einen Überblick über das Schaffen dieses bedeutenden Vorkämpfers neuer Baukunst gibt. Gropius, der den Menschen, den „ganzen Menschen“, in den Mittelpunkt seines Werkes stellt, erstrebte wie sein österreichischer Zeitgenosse Adolf Loos die Erneuerung der Architektur unter entscheidenden wirtschaftlichen, sozialen und erzieherischen Aspekten. Als Initiator und Leiter des Weimarer, später Dessauer „Bauhauses“, einer handwerklich-gestalterischen Ausbildungsstätte nach neuen Prinzipien (die er übrigens von den Grundsätzen der mittelalterlichen Bauhütten ableitete), erlangte er Weltgeltung. Aus dem „Bauhaus-Manifest“ von 1919 spricht freilich avantgardistische Romantik. Wenn da vom „Bau der Zukunft“ die Rede ist, der „als kristallenes Symbol gen Himmel ragen“ wird, dann spürt man die zeitliche Distanz. Ähnliches gilt zum Beispiel für die Wohnhäuser der Bauhaus-Meister von 1925: die Gesamtgestaltung bewahrt ihre Gültigkeit, doch die beklemmende Warteraum-Nüchternheit des Eßzimmers von Läszlö M o h o I y - N a g y ist offenbar nur aus dem echten Bestreben erklärbar, mit den damals neu entwickelten Erzeugnissen und Raumelementen praktisch zu leben. Walter Gropius zählt nun neunundsiebzig Jahre und wirkt seit langem in Amerika, wo er Siedlungen, Geschäftshochhäuser und wissenschaftliche Institute baute. Die Schau schließt mit den Plänen und Entwürfen für eine Universitätsstadt in Bagdad. Dennoch erscheinen die Werke aus seiner zweiten Lebenshälfte als Nachspiel zu dem abgeschlossenen bedeutsamen Kulturkapitel „Bauhaus“, das untrennbar mit dem Namen seines Schöpfers verbunden bleibt. Unbestritten aber bleibt die richtungweisende ethische Kraft, die aus Walter Gropius' Leitsätzen spricht.
Das Amerika-Haus ehrte den großen alten Mann der amerikanischen Architektur, Frank Lloyd W r i g h t, durch eine kleine, sehr instruktiv gestaltete Ausstellung. Wright, dessen reiches Lebenswerk mit dem Bau des neuen Guggenheim-Museums in New York ausklang, schöpfte seine Kräfte immer aus der engen Bindung an die Natur und aus der intuitiven Erfassung des natürlichen, zweckbedingten Struktur- und Formprinzips. So war er nicht nur ein moderner Baumeister, der an der Gestaltung unserer Welt mitwirkte, sondern auch ein Lehrmeister und Wahrer zeitloser Werte, der zu seinen Schülern sagte: „Ich stehe hier, um Ihnen die Versicherung zu geben, daß sich der Umkreis der Architektur mit erstaunlicher Schnelligkeit wandelt. Der Mittelpunkt aber bleibt unverändert das Menschenherz.“
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