Wie geht Selbstliebe?

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Wie ist das eigentlich, wenn man sich total wohlfühlt?

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Wie ist das eigentlich, wenn man sich total wohlfühlt?

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Heute herrschen Personalmangel und Lohnverhandlungen in den Branchen. Ich bin im sozialen Dienst des Kaffeehausbesuches. Es kommen ein Krautsalat, ein Semmelknödel mit Szegediner Gulasch, Frankfurter, auch Kaffee und das Wasser für die anderen Tische. Einmal Fettuccine. Zweimal Bier. Was möchte ich heute essen, was soll ich schreiben, damit ich es mir morgen leisten kann? Ich überlege, meine Honorare zu erhöhen. Die gestikulierenden Menschen mit dem Knödel auf dem Teller werden alles verdauen. Benötigen Sie diesen Stuhl? Sie können ihn gerne haben, sage ich, und wenn ich dann bestellen könnte? Ja, sicher. Und schon bin ich vergessen. Kann ich bestellen?! Ja sicher! Ja, wann? Die Hand wird gegen den Himmel geschleudert, ja, wenn ich Zeit habe! Brotkörbchen kommen wieder.

Bei dieser Ignoranz kann man nicht das Honorar für literarische Texte erhöhen. In die Selbstabwertung strudeln ist auch keine Lösung. Lieber die leise Stimme erheben, die faktische Geldbörsenlage überspielen, sich aufführen, als wäre man ein gern gesehener Gast. Ich hebe meinen Brustkorb, um selbstermächtigt Espresso zur Theke hinzubellen. Die Stimme ist mir nun aber zu hoch, als würde sie sich ducken – ein Paradoxon beim Kaffeebestellen. Genauso beim Prosecco. Totale Ignoranz ist die Folge. Ich versuche es daher mit Bier. Ein Bier! Und siehe da, es wird Notiz genommen von mir. Welches? Ein kleines, nein, nein, ein großes! Welches? Das hellste, sage ich schnell. So kommt das Bier. Und dazu der Espresso und der Prosecco. Ich beobachte einen Stammgast, der auch ein Bier trinkt und dann noch ein zweites und in den Computer tippt wie verrückt. Wie ist das eigentlich, wenn man sich total wohlfühlt? Oder gibt es das nicht. Obwohl. Der Typ schreibt, als wollte er mir raten, den Stift aus der Hand zu legen und nach Hause zu wanken. Das kann ich mir nicht gefallen lassen. So schreib ich.

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