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Frauen verzweifeln

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Immer entsetzlichere Details über das Kriegsgeschehen in Bosnien-Herzgowina erschüttern die Welt. Besonders die Frauen in Bosnien-Herzegowina erleiden ein schreckliches Schicksal.

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Immer entsetzlichere Details über das Kriegsgeschehen in Bosnien-Herzgowina erschüttern die Welt. Besonders die Frauen in Bosnien-Herzegowina erleiden ein schreckliches Schicksal.

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Izet Aganovic, der Präsident der muslimischen Hilfsorganisation Merhamet und Repräsentant Bosnien-Herzegowinas für Flüchtlingssfragen, berichtet von 200 Frauen, die kürzlich im hochschwangeren Zustand in Zagreb eingetroffen sind. Sie wurden monatelang in serbischen Lagern gefangengehalten und vergewaltigt. Die meisten der hauptsächlich muslimischen Frauen, zwischen 13 und 35 Jahre alt, sind physisch und psychisch am Ende. Sie sind, befürchtet Aganovic, extrem selbstmordgefährdet.

Das kroatisehe Gesundheitsministerium hat sich jetzt dieser Frauen angenommen; nur Ärzten wird es erlaubt, sie zu sehen, vor Journalisten werden sie abgeschirmt. Die Berichte über diese Frauen dringen derzeit, wenn auch spärlich, nur durch die schockierenden Berichte der behandelnden Ärzte an die Öffentlichkeit.

In Dörfern rund um Derventa beispielsweise, nahmen die „Tschetniks", die serbischen Extremisten, 12- und 13jährige Mädchen für ihr entsetzli-

ches Tun gefangen. Die Mädchen werden erst freigelassen, wenn sie länger als fünf Monate schwanger sind, so daß eine Abtreibung nicht mehr möglich ist. Flüchtlinge aus Doboj berichten wiederum, daß die Mißhandlungen der Frauen vor der ganzen Dorfbevölkerung stattfinden. Weiters heißt es, daß muslimische und kroatische Mädchen zur Prostitution gezwungen werden.

5.000 vermißte Frauen

„Wie soll das Leben dieser Mädchen weitergehen?" fragt Aganovic verzweifelt. Wie sollen sie, die Eltern, die Ehemänner, die Familie damit leben? Er befürchtet, daß die derzeit vermißten 5.000 Frauen und .Mädchen ein ähnliches Schicksal erleiden.

Und diejenigen, die das „Glück" hatten und freigekommen sind, wissen nicht, wohin sie flüchten sollen. Slowenien hat die Grenzen geschlossen, Kroatien ist mit Flüchtlingen überfüllt.

Ein dramatischer Hilfsappell an Europa kommt von Franjo Komarica, dem Bischof von Banja Luka. Er durfte - derzeit unter Hausarrest der Serben stehend - erstmals wieder öffentlich sprechen und bat die westliche Welt mitzuhelfen, das Blutbad und die Grausamkeiten endlich zu beenden.

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