Nach dem Sieg der katholischen Majestäten über die Mauren vor 500 Jahren wurden die Juden aus Spanien vertrieben. Sie fanden in Städten wie Sarajewo Zuflucht. Jahrhunderte lebten sie mit Moslems, orthodoxen Christen und Katholiken Tür an Tür, galten vielen wegen ihrer Toleranz und Offenheit als Vorbild und gute Nachbarn. Die Nazis brachten während der Besetzung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg über 90 Prozent von ihnen um. Der bosnische Bürgerkrieg könnte nun das völlige Erlöschen von jüdischem Leben und jüdischer Kultur in Sarajewo bedeuten.
Als der Krieg in Bosnien ausbrach, lebten gerade noch 1.200 Gemeindemitglieder in Sarajewo. Nach fast zwei Jahren Bürgerkrieg, serbischer Belagerung und ständigem Beschuß sollen es nur mehr knapp hundert sein.
„La Benevolencija” ist die humanitäre Organisation der jüdischen Gemeinde Sarajewos. Zusammen mit den moslemischen, kroatischen und serbischen humanitären Organisationen hat sie einen Rat gebildet, der die Stadt mit Hilfsgütern versorgt. Da die drei anderen Organisationen von den jeweiligen feindlichen Armeen daran gehindert werden, ihre Bevölkerungsgruppen zu versorgen, hat die jüdische Organisation eine Schlüsselposition in der Versorgung der Stadt eingenommen, in der sie imstande ist, anderen - und das ohne Rücksicht auf deren ethnische Zugehörigkeit - so zu helfen, wie einige Menschen in Sarajewo den Juden während des Zweiten Weltkriegs geholfen haben ...
Um dieser Organisation wenigstens ein bißchen beim Helfen zu helfen, lud ich Sie vor drei Wochen zu einem Benefizabend. Wir konnten - wie ich finde beschämende - 30.000 Schilling nach Sarajewo schicken. Die Suppenküche und die drei Apotheken, die über 40 Prozent der Stadt mit Medikamenten versorgen, werden sich gefreut haben.
Ich belästige Sie noch einmal: Spendenkonto „Aktion Sarajewo” bei der BAWAG, Kontonummer 10010 536 818. Dankeschön.
