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Die erste Masche

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Indonesien hat seinen Austritt aus der UNO erklärt. Wir haben schon seit einiger Zeit ein solches Ereignis erwartet, das in San Francisco so undenkbar schien, daß in der Satzung der UNO nicht einmal eine Vorkehrung dafür getroffen wurde. Und doch ist es eine Überraschung. Wer würde der erste sein? Portugal, Holland, die sich über die Haltung der UNÖ zu Goa und Neuguinea wirklich beschweren konnten? Israel, das immer verurteilt wird, wenn es von einem Nachbarn angegriffen wird und sich wehrt? Selbst Südafrika könnte sich über begreifliche, aber satzungswidrige Angriffe beschweren. Aber Indonesien? Dem die UNO West-Neuguinea auf dem Präsentierteller ausgeliefert hat, so wie die Westmächte einst Hitler das Sudetenland; dessen Uberfälle auf Malaysiern, unehrlich „Oonfrontation“ genannt, von der UNO als grober Bruch ihrer Satzung bisher „liebenswürdig“ übersehen wurden.

Dennoch ist der Austritt logisch, nur der Anlaß unlogisch. Er wird damit begründet, daß Malaysien in den Sicherheitsrat „gewählt“ wurde. Diese Wahl war eine Komödie, denn die Vollversammlung kann nicht wählen, ohne der säumigen UdSSR die Stimme zu versagen, was sie sich nicht traut. Das glaubt man damit umgehen zu können, daß „Meinungsäußerungen“ statt im Sitzungssaal im Büro des Präsidenten abgegeben werden. Wenn eine ernste Organisation zu einer solchen kindischen Umgehung der Satzung greift, so ist das schon ein bippokratisches Zeichen. Ein weiteres ist es, wenn ein Mitglied sich ein Vetorecht gegen eine Wahl anmaßt, widrigenfalls es wie ein bei der Kinderjause gekränkter Gast nicht mehr mitspielen will.

Wenn kein Staat in den Sicherheitsrat oder eine Kommission gewählt werden dürfte, der bei einem anderen Mitgliede Anstoß erregt, so heißt das nicht wählen, sondern ballotieren. Indonesien hat nun eine Entzündung bloßgelegt, die schon seit langem im Innern der UNO ihre Wirkung tut

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