7064467-1991_49_15.jpg
Digital In Arbeit

Hainburg blieb ohne Resonanz

Werbung
Werbung
Werbung

Macht - im politischen Sinne -und Wirkung der Medien sind nicht dasselbe. Es gibt Fälle, wo Medien alle Muskeln spielen lassen und damit bei Politikern, nicht aber bei der Mehrheit der Bevölkerung Erfolge erzielen. Eindrucksvollen Anschauungsunterricht dazu liefern die Analysen der Auseinandersetzung um den Bau des Donaukraftwerks Hainburg. Die Anstrengungen der Medien, an erster Stelle der Neuen Kronen-Zeitung, für einen Baustopp in der Stopfenreuther Au übertrafen alles, was wir bis dahin an Kampagnen-Journalismus gekannt hatten. Der Respekt der Politiker vor der Medienmacht führte zur politischen Entscheidung: Baustopp.

Aber Publikums wirkungen zeigte der Medienaufwand nicht: Je heftiger im Herbst 1984 die Auseinandersetzung wurdj} (Medien plus Besetzung des Bauplatzes), umso mehr wuchs, von zwei Umfrageinstituten belegt, der Anteil der Menschen mit der Auffassung, Hainburg solle gebaut werden: von

38 Prozent im April auf 46 Prozent im Oktober (laut IMAS) beziehungsweise 40 Prozent (September) auf 49 Prozent im März 1985 (Institut für Grundlagenforschung). Die Beteiligung am Konrad-Lorenz-Volksbegehren blieb relativ gering.

Ein großer Teil der Leser war, weil er sich mit Hainburg-Themen überfüttert fühlte, mit seinen Medien unzufrieden. Nicht so die Politiker: „Offensichtlich", urteilt der Wiener Publizistikprofessor W. R. Langenbucher, „haben die Politiker, die in der Causa Hainburg zu entscheiden hatten, zumindest unterstellt, daß man gegen die Medienberichterstattung. .. nicht ohne Gefahr für das politische System, für das politische Klima, für die politische Kultur und für künftige Wahlen entscheiden kann... Wenn schon die Medien keine direkte Wirkung bei den Menschen haben, so haben doch die Annahmen der Politiker über die Wirkungen der Medien ihre Wirkung."

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung